Eine ganze Menge. Erst wird eine Frau ganz still, während der Rest der Gruppe noch witzelt. Doch je mehr Staaten an Trump gehen, umso ruhiger wird die Runde. "Es passiert. Es passiert", sagt die Frau fassungslos. Andere halten das zunächst noch für Zweckpessimismus, doch das ist es nicht.
"Mal ehrlich: Hat das einer von euch ernsthaft für möglich gehalten?", fragt einer. Nein, das hat keiner. "Man ist in einer Demokratie kurz vor die Tür rauchen gegangen. Und wenn man wiederkommt, lebt man in einer ...", sagt ein anderer, ohne den Satz zu beenden. Das ist nur halb im Scherz gemeint. Es ist die Sorge, dass sich die USA tatsächlich in eine sehr unerfreuliche Richtung entwickeln.
Ein Dritter blickt ständig auf sein Smartphone in der Hoffnung, gute Nachrichten zu finden. Doch die kommen nicht. Im Gegenteil. Die "New York Times" geht mittlerweile davon aus, dass Trump eine mehr als 70-prozentige Chance hat, die Wahl zu gewinnen. Dieser Wert steigt kontinuierlich an. Und dann ist es so weit. Trump wird der Nachfolger von Barack Obama. Was die Runde an Trump abstößt, zieht den Großteil der US-Amerikaner offensichtlich an. Das tut weh. Im Gegensatz zu Clinton akzeptieren sie die Niederlage, so schwer es auch fällt.
"Wie konnte das passieren?"
"Das war ein nettes Experiment die letzten 240 Jahre", sagt einer kopfschüttelnd mit Blick auf die Unabhängigkeitserklärung. "Das war`s dann wohl." Trump im Weißen Haus. Der Kongress, der Oberste Gerichtshof in der Hand der Republikaner, die sich weit nach rechts bewegt haben. Die New Yorker Runde hat das Gefühl, dass ein Alptraum wahr wird. Zumal sich Populismus in dieser Wahl ausgezahlt hat. Warum von diesem Erfolgsrezept abweichen?
"Kann mir mal einer erklären, wie das passieren konnte?", fragt einer. Doch auch die anderen rätseln. "Weil die meisten Amerikaner dumm sind", lautet eine Erklärung. "Weil die meisten bösartig sind", eine andere. "Das schließt sich nicht aus", sagt jemand. Im Fernsehen fürchtet eine 16-jährige Latina, dass ihre Eltern abgeschoben werden. Die junge Frau ist in den USA geboren, hat also die Staatsbürgerschaft. Ihre Eltern allerdings nicht. "Ich brauche die beiden doch", sagt sie.
So viele Wahlmänner Trump auch nach und nach bekommt - sein Sieg erscheint dennoch unwirklich. Die Ersten gehen nach Hause, sie können den Triumph des republikanischen Kandidaten nicht ertragen. Die Umarmungen sind fest. Ein der Frauen hat Tränen in den Augen. "Wir sind am Arsch", sagt einer. Und keiner widerspricht.
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