Chinas Mitspieler werden größer
Diese Aussage von Philipp Stammler bringt es auf den Punkt. Stammler ist im Bundeswirtschaftsministerium zuständig für die Region Asien-Pazifik. Die Weltregion also, die - abgesehen vom EU-Raum - die wichtigste ist für deutsche Exportunternehmen.
Die aktuellsten Zahlen des Asien-Pazifik-Ausschusses der deutschen Wirtschaft dazu sind zwei Jahre alt: Demnach haben 2014 deutsche Firmen rund 110 Milliarden Euro in Asien-Pazifik investiert. Mehr als die Hälfte davon in China, aber die die Region bietet eben noch deutlich mehr.
"Das fängt oben in Pakistan an und geht runter bis Neuseeland. Wir haben in der Region sehr viele unterschiedlich strukturierte Länder. Sie müssen sehen, dass die demokratischen Strukturen in der Mehrzahl der Länder fest verankert sind. Natürlich gibt es aber auch andere Länder, mit denen wir in Kontakt stehen, in denen die Situation etwas schwieriger ist..."
... in denen autoritäre Herrscher an der Macht sind, könnte man auch sagen. Wirtschaftlich hingegen geht es in quasi der gesamten Asien-Pazifik-Region seit Jahren stabil nach oben.
Streit um Hoheitsrechte im Südchinesischen Meer betrifft sechs Staaten
Trotz der überwiegenden Stabilität: Die Region ist nicht frei von Krisen und Konflikten. Thailand zum Beispiel hat nach dem Militärputsch vor zwei Jahren keine zivile Regierung, seit dem Tod des Königs Mitte Oktober fehlt dem Land außerdem ein wichtiges gesellschaftliches Bindeglied.
Die Philippiner haben mit Rodrigo Duterte einen populistischen und unberechenbaren Präsidenten an die Spitze des Staates gewählt.
Und gleich ein halbes Dutzend Staaten ist vom Streit um Hoheitsrechte im Südchinesischen Meer betroffen. China sagt: Das gesamte Südchinesische Meer gehört uns. Anrainerstaaten wie Vietnam, die Philippinen und Malaysia sehen das anders, können sich gegen den mächtigen Nachbarn aber kaum durchsetzen. Wirtschaftlich hat dieser größte Konflikt in Südostasien bisher interessanterweise kaum Auswirkungen.
Verstimmungen könnten sich in heiße Konflikte verwandeln
Er halte das Thema für überschätzt, sagte der indonesische Handelsminister Thomas Lembong Anfang November bei der Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft in Hongkong.
"Alle Manager, mit denen ich spreche, sagen, dass dieser Konflikt keinen großen Einfluss auf die Geschäfte in der Region hat. Und wenn ich mir die Entwicklungen in China und in Südostasien anschaue, glaube auch nicht, dass das ein größeres Problem wird."
So optimistisch sind allerdings nicht alle Experten. Viele warnen: Werden die nationalistischen Töne in Asien lauter, könnten sich zwischenstaatliche Verstimmungen schnell auch in heiße Konflikte verwandeln. Ye Yu vom Institut für Internationale Studien in Shanghai:
"Der wichtigste Faktor für nachhaltige Entwicklung ist Frieden. So lange China und die USA weiter gut miteinander auskommen, sieht es in dieser Hinsicht ganz gut aus für die Stabilität in Südostasien. Nicht zu vergleichen mit dem Nahen Osten. Die wichtigste Aufgabe für die Staaten ist es, diesen Frieden zu nutzen und die Infrastruktur auszubauen."
Infrastrukturausbau soll asiatische Wirtschaftsräume enger verknüpfen
Treibende Kraft hinter dem Infrastrukturausbau in Asien ist seit einigen Jahren China. Unter dem Label "One Road, one Belt" investiert China in neue Handelswege, zu Wasser, zu Lande und in der Luft. Das Projekt wird oft auch mit der Bezeichnung "neue Seidenstraße" übersetzt.
Der Plan ist, die Wirtschaftsräume in Asien enger zu verknüpfen, der Handel soll vereinfacht werden. Zum einen durch weniger Bürokratie, zum anderen durch neue Straßen, Schienenwege, Häfen und Flughäfen. Finanziert wird das Ganze oft vom chinesischen Staat - oder durch die neue Asien-Infrastrukturbank, in der ebenfalls China das Sagen hat.
Es wird also deutlich: Der Wirtschaftsraum Asien hängt direkt oder indirekt an China. "Ich halte es schon für wichtig, dass wir in Europa verstehen, was hier in Asien passiert," sagt Hubert Lienhard, Vorsitzender des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft.
"... dass eben hier der große Teil der Weltbevölkerung sitzt und dass das Zentrum der Weltwirtschaft in 50 Jahren mit Sicherheit in Asien sein wird. Und wir Europäer tun uns gut daran, darüber nachzudenken, mit welchen Strategien wir daran teilnehmen wollen", so Lienhard.