Auf die Frage, ob er Frustration gegenüber Washington verspüre, erwiderte er: „Nun, lassen Sie es mich offen sagen, ich bin ja bekannt für meine Direktheit. Es würde nicht der Wahrheit entsprechen, wenn ich sagte, dass ich nicht enttäuscht bin. Denn ich bin enttäuscht.“
Als es in dem Gespräch um den vereitelten Putschversuch vom 15. Juli und Fetullah Gülen ging, der nach Aussagen der türkischen Regierung den gescheiterten Staatsstreich organisiert habe, sagte er: „Ich beschuldige die USA nicht. Aber so denken die Menschen in der Türkei“, und fragte: „Warum behalten Sie noch immer diesen Mann?“
Erdogan wies darauf hin, dass dies die Wahrnehmung des türkischen Staates und des türkischen Volkes sein werde, solange die USA Gülen Unterschlupf gewährten. Die Türkei hatte nach dem Putschversuch, bei dem 248 Menschen getötet worden waren, die Auslieferung Gülens verlangt.
Erdogan äußerte auch Kritik an der Syrienpolitik der USA, die mit dem scheidenden Präsidenten Obama und dem Vizepräsidenten Joe Biden erörtert worden sei. „Es gelang ihnen nicht, sich auf die Situation einzustellen und die Probleme entschlossen anzugehen“, so Erdogan. „Das finden wir ziemlich beunruhigend.“
Der designierte US-Präsident Donald Trump hat den General a. D. Michael T. Flynn zu seinem nationalen Sicherheitsberater ernannt. Dieser hatte in einem Gastkommentar in der vergangenen Woche Fetullah Gülen mit Osama bin Laden verglichen und gefordert, dass die USA ihm nicht mehr länger Unterschlupf bieten sollten.
Das Besondere an dem investigativen Nachrichtenmagazin 60 Minutes, das bereits seit fast 50 Jahren vom TV-Sender CBS ausgestrahlt wird, sind die Interviews, die ohne Kommentare ausgestrahlt werden. Das Magazin hatte beide US-Präsidentschaftskandidaten nach ihrer Nominierung im Sommer sowie Trump nach dessen überraschendem Wahlsieg in der vergangenen Woche interviewt.
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