Besorgnis, weil er in einem ersten Interview nach seinem unerwarteten Karrieresprung eher krawallige Töne anschlug. "Finsternis ist gut", hatte Bannon der US-Zeitschrift "Hollywood Reporter" gesagt. "Dick Cheney. Darth Vader. Satan. Das ist Macht". Weitere Fragen danach, wer seine Vorbilder sind, erübrigten sich damit. Und obwohl die Aussagen des 62-Jährigen nicht nur in den USA hohe Wellen schlugen, blieb sein Boss Donald Trump - einer, der sonst bevorzugt sowohl Relevantes als auch Irrelevantes auf Twitter kommentiert - stumm. Erst im Gespräch mit Reportern der "New York Times" ringt sich Trump am Dienstag zu einer Erklärung durch.
"Wenn er Rassist oder ein Rechter oder was auch immer in dieser Richtung wäre, würde ich überhaupt nicht darüber nachdenken, ihn zu beschäftigen", erklärt Trump den Journalisten. Zugleich distanziert er sich von der "Alt Right"-Bewegung, deren rechtsextreme Gesinnung zuvor durch die Veröffentlichung eines Videos von einem Mitgliedertreffen in Washington unwiderlegbar und sichtbar wurde. Anwesende hatten - angestachelt vom Redner Richard Spencer - "Heil Trump!" gerufen und den Hitlergruß gezeigt. Spencer sagte Sätze wie "Weiß zu sein bedeutet, ein Kreuzfahrer, Entdecker und Eroberer zu sein".
"Sie machen Stories, Ihr macht Stories"
Trump verurteilt das im Interview mit aller Deutlichkeit. "Ich gebe ihnen keinen Auftrieb und ich will mit ihnen nichts zu tun haben", sagt der künftige Präsident über rechte Gruppierungen in den USA. Sein Chefstratege ist da allerdings nicht ganz so rigoros. Die Nachrichtenseite "Breitbart News", die er bis zu seiner Berufung als Trumps vorderstem Wahlkämpfer redaktionell leitete, bezeichnete Bannon einst als Sprachrohr der "Alt Right"-Bewegung. Und tatsächlich lesen sich einige Passagen aus Bannons Feder wie der Widerhall von Spencers nationalistischen Parolen.
So schreibt der 62-Jährige nach Fällen von tödlicher Polizeigewalt gegen Schwarze: "Was wenn die Leute, die von den Polizisten erschossen wurden, etwas getan haben, um es zu verdienen? Es gibt in dieser Welt Menschen, die von Natur aus aggressiv und gewalttätig sind." Betitelt hat er das "Breitbart"-Lesestück bezeichnenderweise mit "Sympathy for the Devils". Das politisch korrekte Amerika, so der Duktus, bringe den Bürgern letztlich nur Unheil, in dem es Gefahren ignoriere, "während es noch mehr gefährliche Leute ins Land" holt, so Bannon. Gefährlich sind demnach nicht nur Schwarze, sondern auch syrische Bürgerkriegsflüchtlinge.
Demokraten fordern Bannons Entlassung
Solche Inhalte, das meint zumindest Trump, seien letztlich aber nicht weniger seriös als die Art von Journalismus, die in der "New York Times" abgedruckt wird. Ganz nach dem Motto: Nur weil Bannons Leser rechtsradikal sind, muss er es ja nicht auch sein. "NYT"-Redakteur Mike Grynbaum war beim Treffen dabei. Ihm sagte der künftige Präsident, "Breitbart" mache "Stories genauso wie die `New York Times`". "Sie mögen etwas konservativer sein, um es milde zu formulieren. Aber `Breitbart` ist ein Nachrichtenmedium und sie sind ziemlich erfolgreich. Sie haben ihre Leserschaft - und sie bringen nicht nur Themen von rechts, sondern auch von links. Das ist ein ziemlich großes Ding". Dass "Breitbart" das Zitat auf der Website mittlerweile als kostenlose PR feiert, dürfte niemanden überraschen.
Was Trump noch immer als völlig harmlos einstuft, treibt die Demokraten mittlerweile jedoch auf die Barrikaden. Dem Magazin "Politico" zufolge haben bisher 169 Kongressabgeordnete eine Erklärung unterzeichnet, in der der künftige Präsident aufgefordert wird, Bannon zu feuern. Das ist dem Immobilienmilliardär offenbar nicht entgangen. Plötzlich menschelt es im Interview mit dem "Hollywood Reporter", als Trump versucht, das Seelenleben seines Chefberaters angesichts der anhaltenden Rassismus-Vorwürfe in Worte zu fassen. "Ich glaube, das trifft ihn sehr", so Trump. "Ich glaube, er macht gerade eine schwere Zeit durch."
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