Donald Trump als Retter der Abenomics

  29 November 2016    Gelesen: 517
Donald Trump als Retter der Abenomics
Der asiatische Aktien-Leitindex Nikkei steigt, und der Yen wertet zur Freude von Japans Exporteuren endlich ab. Nicht alle Marktteilnehmer sind darüber aber glücklich.
Des einen Freud, des anderen Leid. Der staatliche japanische Pensionsanlagefonds, der größte Pensionsfonds der Welt, meldete Ende vergangener Woche einen Gewinn von 2,37 Billionen Yen im Zeitraum von Juli bis September. Zum ersten Mal nach zwei Verlustquartalen erzielte der Fonds wieder einen Buchgewinn. Die Bank von Japan dagegen meldete am Montag für die ersten sechs Monate des Geschäftsjahres, das im März endet, den ersten Halbjahresverlust seit 2012. Rund 200 Milliarden Yen (1,7 Milliarden Euro) standen als Minus im Halbjahresabschluss, nicht viel weniger als der bisherige Rekordverlust von 233 Milliarden Yen im ersten Halbjahr 2012.

Für den Pensionsfonds ist die aktuelle Entwicklung ein schönes Indiz, dass die Kritiker unrecht hatten, die dem Fonds, der seit 2014 mehr in Aktien anlegen darf, nach einem Verlustjahr verantwortungsloses Zocken vorwarfen. Für die Bank von Japan ist das Halbjahresergebnis dagegen eine Erinnerung, dass der Ausstieg aus der außerordentlich lockeren Geldpolitik teuer werden könnte.

Der Pensionsfonds profitierte von einer Aktienhausse im In- und Ausland, nachdem die Anleger den Brexit-Schock der Briten überwunden und angesichts einer sich stabilisierenden amerikanischen Konjunktur für die Weltwirtschaft Hoffnung schöpften. Mit den Anleihen, die 36 Prozent der Fonds-Anlagen ausmachen, erlitt der Pensionsfonds indes Schiffbruch und fuhr gegenüber dem Vorquartal ein Minus von 667 Milliarden Yen ein. Auslöser dafür war die Bank von Japan, die im Juli den Negativzins nicht weiter senkte und die Finanzhändler enttäuschte. In der Folge stiegen die Zinsen, und die Anleihekurse sanken.

Die Zentralbank litt dagegen bilanziell noch von den im Vergleich zum Vorjahreszeitraum niedrigeren Zinsen. Die Zins- und Kuponeinkommen aus ihren Beständen an Staatsanleihen gingen um 1,7 Prozent auf 628,5 Milliarden Yen zurück. Der Verlust der Zentralbank gründet nicht darin, sondern in der Aufwertung des Yen von April bis September. Auf ihre ausländischen Währungsreserven verbuchte die Bank von Japan so einen operativen Verlust von 697,6 Milliarden Yen. Die Zentralbank spürte so, dass der Yen in diesem Jahr als sicherer Hafen populär war.

Nikkei haussiert

Die Vergangenheitsform ist angebracht, denn seit dem Wahlsieg des Republikaners Donald Trump in den Vereinigten Staaten hat die japanische Währung gegenüber dem Dollar deutlich um zuletzt rund 7 Prozent abgewertet und wurde am Montag um 112 Yen je Dollar gehandelt. In ähnlichem Ausmaß gewann Japans Aktienindex Nikkei in einer tagelangen Aufwärtsbewegung. Erst am Montag gab der Nikkei-Index leicht um 0,13 Prozent auf 18356,89 Punkte nach. Händler verwiesen auf Gewinnmitnahmen als Grund.

Trump erweist sich so in gewisser Hinsicht als Retter der Abenomics. Ende vergangener Woche erreichte der Nikkei-Index zeitweise ein Jahreshoch, nachdem er seit Anfang Januar gesunken war. Auch das vierte Jahr der Abenomics könnte für die Börse in Tokio so mit Rückenwind aus Amerika noch im Plus enden. Das Wertpapierhaus Nomura sieht für Ende des kommenden Jahres den Nikkei schon bei bis zu 21 000 Punkten.

Auch der Yen, ein anderer wichtiger Bestandteil der Abenomics, schwächt sich nach der Wahl Trumps wieder deutlich ab, nachdem Japans Notenbankgouverneur Haruhiko Kuroda ihn in diesem Jahr auch mit negativen Zinssätzen nicht in die Knie zwingen konnte. Im Juni nach dem Brexit-Votum der Briten wertete der Yen gar bis auf 99,02 Yen je Dollar auf. Die jetzige Währungsabwertung wird durch die transpazifische Zinsdifferenz bestimmt, die sich seit der Wahl Trumps geweitet hat. Die Aussicht auf Infrastrukturprogramme in Amerika treibt dort die Zinsen, während die Bank von Japan die Zinsen niedrig hält und Japans Wirtschaft auch nicht vor einem Aufschwung zu stehen scheint.

Analysten spekulieren, dass der Yen noch weiter abwerten wird. Die französische Bank BNP Paribas sieht den Yen schon im kommenden Jahr bei 128 Yen je Dollar, die amerikanische Bank Morgan Stanley erwartet 2018 ein Niveau von 130 Yen je Dollar. Damit sind die Aussichten auf steigende Gewinne der großen Exporteure groß, und der Nikkei-Index spiegelt das wider. Dieser Euphorie steht mittelfristig freilich entgegen, dass Trumps Todesstoß für den transpazifischen Freihandelspakt TPP auch Japans Exportwirtschaft schaden wird.


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