Am Mittwoch tagt der Weltrat des Automobil-Dachverbandes FIA in Wien, dort wird der offizielle Rennkalender für das kommende Jahr verabschiedet. Dann dürfte auch schwarz auf weiß zu lesen sein, dass es 2017 kein Deutschland-Rennen gibt. Für das Folgejahr hat Hockenheim einen Vertrag, doch danach war es das wohl erst mal mit der Königsklasse im Schumacher-Land.
Natürlich sind die hohen Antrittsgagen, die Ecclestone von den Rennstrecken fordert, ein Kern des Problems. Angeblich 12 bis 15 Millionen Euro müsste Hockenheim zahlen, um Weltmeister Nico Rosberg, Sebastian Vettel und Co. in die Heimat zu holen. Für Ecclestone-Verhältnisse ist das ein Schnäppchen, Strecken in Asien oder im arabischen Raum zahlen viel mehr. Und doch ist es zu viel für die deutschen Betreiber, um verlässlich ohne Verluste zu bleiben. In diesem Jahr nahm Hockenheim das in Kauf, das gilt wohl auch für 2018. Für 2017, wenn turnusmäßig der Nürburgring dran gewesen wäre, sind die Verhandlungen aber zum Erliegen gekommen. Es habe kein Angebot gegeben, sagt Geschäftsführer Georg Seiler, "in welchem sämtliche wirtschaftlichen Risiken ausgeschlossen gewesen wären, was stets unsere Bedingung war."
Nicht nur Ecclestones Schuld
Es wäre allerdings zu einfach, Ecclestones Geschäftsmodell als einzigen Grund für diese Sackgasse zu sehen. Hätten Hockenheim oder Nürburgring Jahr für Jahr volle Tribünen, dann wäre eine Veranstaltung ohne rote Zahlen realistisch. Doch der Ticketverkauf ist schwierig. Das liegt zum einen an relativ hohen Preisen. Aber es liegt eben auch am schwindenden Interesse vor allem der jungen Deutschen. In anderen europäischen Ländern strömen mehr Menschen zu den Rennen.
Auch für Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff ist der Grund dafür nicht ganz einfach zu finden. "Warum die Resonanz so nachgelassen hat? Vielleicht hat Deutschland einen kleinen Motorsport-Hangover", sagt der 44-Jährige: "Michael Schumacher und Sebastian Vettel haben alles gewonnen. Fußball ist im Moment die klare Nummer eins." Hockenheim tat zuletzt mit Familientickets und einer Social-Media-Kampagne viel für die Erschließung junger Fans, aber es ist ein langwieriges Projekt. Kurz- und mittelfristig, sagte Seiler dem SID, könne es nicht sein, "dass wir für den Sport draufzahlen. Wir sind ein Unternehmen, das die Rennstrecke instand halten und Investitionen tätigen muss."
Daher fordert Seiler ein Bekenntnis aus Wirtschaft und Politik: "Hersteller, Land und andere Sponsoren, die die Formel 1 ebenfalls wollen, müssen überlegen, wie sie unterstützen können." Zumindest Mercedes hat das in der Vergangenheit schon geleistet. "Als das Rennen schon einmal fraglich war, haben wir finanzielle Hilfe angeboten und Promotion gemacht", sagt Wolff, man sei weiterhin offen. Momentan reicht das allerdings nicht, es müsste sich mehr bewegen.
Ein wenig Hoffnung für die eher langfristige Zukunft macht indes der künftige Formel-1-Eigner Liberty Media. Die Amerikaner haben zumindest angekündigt "den Kernmarkt Europa stärken" zu wollen und das Erlösmodell zu verändern, um die Strecken zu entlasten. Ob dies umgesetzt wird, bleibt allerdings abzuwarten.
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