Die Türkei strebe eine regionale Führung an und wolle ihr „Kurden-Problem“ lösen. Assad sei in beiden Fällen eine Hürde. „Eines ist klar: Alle Versuche, die derzeitige Staatsführung in Syrien zu schwächen, werden denjenigen in die Hände spielen, die eine weitere Destabilisierung der Lage in der Region anstreben, wie einst im Irak und in Libyen“, so Kossatschow.
Der russische Politik-Experte Alexander Kirpitschow sagte der Onlinezeitung gazeta.ru, der türkische Präsident lege Doppelstandards an den Tag: „Nach dem versuchten Militärputsch in der Türkei hatte Erdogan behauptet, ein Machtwechsel dürfe nur verfassungsmäßig erfolgen. Mit seiner jüngsten Äußerung zu Syrien widerspricht er nun sich selbst.“ Erdogan hatte am Dienstag in Bezug auf den türkischen Syrien-Einsatz gesagt: „Wir sind dort, um die Gerechtigkeit wiederherzustellen, sowie dem Regiment des brutalen Gewaltherrschers Assad, der Staatsterror im Land betreibt, ein Ende zu setzen.“
Alexander Wawilow, Professor der Diplomatie-Akademie des russischen Außenministeriums, kommentierte für Sputnik: „Aus meiner Sicht hat sich Erdogan in vielerlei Hinsicht verplappert. Eigentlich machte er nun publik, wovon sich die türkische Führung leiten ließ, als ihre Armee damit begonnen hatte, am Kampf gegen den ‚Islamischen Staat‘ in Syrien aktiv teilzunehmen.“
Jelena Suponina, Expertin des Russischen Instituts für strategische Studien, kommentierte am Mittwoch, mit seiner Erklärung wolle Erdogan vor allem die öffentliche Meinung in der Türkei beeinflussen. Die Differenzen zwischen Russland und der Türkei zu Syrien seien indes immer groß gewesen: „Das Tauwetter zwischen Russland und der Türkei betrifft vor allem die Wirtschaft und einige politische Fragen, aber nicht das Syrien-Problem. In Bezug auf dieses Problem bestehen die Differenzen weiter.“
Suponina wies darauf hin, dass die syrische Regierungsarmee mit russischer und iranischer Unterstützung derzeit Erfolge im Kampf um Aleppo erziele: „Werden diese Erfolge nun ausgebaut, bekommt Präsident Assad festere Positionen an der Front. Was die türkische Präsenz im Norden Syriens betrifft, sollte sie gesondert besprochen werden. Möglicherweise wird das in letzter Zeit verbesserte russisch-türkische Verhältnis dem Kreml ermöglichen, zwischen Erdogan und Assad zu vermitteln, obwohl die Chancen darauf nach Erdogans Erklärung nicht besonders groß sind.“
Andrej Wolodin, Leiter der Orientalistik-Studien an der Diplomatie-Akademie des russischen Außenministeriums, kommentierte, Erdogan sei sich darüber im Klaren, dass es ihm nicht gelinge, Assad zu stürzen: „Es gibt Reden, die aus politischen Gründen gehalten werden.“
Quelle : sputnik.de
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