Umfrage: Russen bedauern Zerfall der Sowjetunion, wünschen sie sich aber nicht zurück

  06 Dezember 2016    Gelesen: 1099
Umfrage: Russen bedauern Zerfall der Sowjetunion, wünschen sie sich aber nicht zurück
Mehr als die Hälfte der Russen bedauert den Zerfall der Sowjetunion Ende 1991, schreibt die Zeitung "Kommersant" am Montag.
Davon zeugen die Ergebnisse der jüngsten Studie des soziologischen Forschungsinstituts Lewada-Zentrum, die dem 25. Jahrestag der Unterzeichnung der so genannten Beloweschje-Abkommen gewidmet war, die das Ende der UdSSR bedeuteten.

56 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben zu, die Auflösung der Sowjetunion zu bedauern. Zum Vergleich: 2015 hatten 54 Prozent auf diese Frage „ja“ gesagt. 28 Prozent sagten, der UdSSR-Zerfall tue ihnen nicht leid. Vor einem Jahr hatte diese Zahl bei 37 Prozent gelegen.

Die meisten von den Menschen, die mit der Auflösung der UdSSR unzufrieden sind, sagten, die bedauern die Zerstörung des damaligen Wirtschaftssystems. Die Zahl derjenigen, denen es leid tut, „dass die Menschen das Gefühl der Zugehörigkeit einer Großmacht verloren haben“, ist von 56 Prozent 2014 auf 43 Prozent zurückgegangen. 31 Prozent der Befragten erwähnten unter den Folgen des UdSSR-Zerfalls „das zunehmend größere Misstrauen und die zunehmend größere Verbissenheit“. 30 Prozent vermissen das Gefühl, „überall zu Hause zu sein“.

Allerdings geht der Anteil der Menschen, die für die Wiederherstellung der UdSSR „in ihrer damaligen Form“ plädieren, allmählich zurück. So hatten 2001 30 Prozent diese Idee befürwortet. Inzwischen aber liegt diese Zahl bei zwölf Prozent. Der Vizeleiter des Lewada-Zentrums, Alexej Graschdankin, führt das darauf zurück, „dass die Nostalgie nach der Sowjetunion mit der Zeit im Allgemeinen nachlässt. Die Menschen verstehen nun einmal, dass sich die Welt verändert hat und dass die Vergangenheit nicht mehr zurückgeholt werden kann.“

Das spiele jedoch keine Rolle für die Rhetorik der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation (KPRF) im Vorfeld der Präsidentschaftswahl 2018, findet der Leiter des Zentrums für politische Technologien, Boris Makarenko: „Die KPRF-Rhetorik ist eine Art Ritual, solange eine gewisse Generation der Wähler am Leben bleibt. Das ist ein Spiel mit den Emotionen der Wähler.“ Der Sekretär des ZK der KPRF, Sergej Obuchow, sagte jedoch, dass bei einem Referendum im Jahr 1991 „niemand auf der Aufrechterhaltung der Sowjetunion in ihrer alten Form bestanden hatte“, während die Partei „für die UdSSR in einer erneuerten Form“ plädiere. Ein Viertel der vom Lewada-Zentrum befragten Russen sagten, die würden „die Vereinigung einiger Republiken in engere Bündnisse“ befürworten. Je 21 Prozent würden „die Aufrechterhaltung der GUS in ihrer aktuellen Form“ und „eine engere Vereinigung aller Republiken der einstigen UdSSR nach dem EU-Muster“ begrüßen. 13 Prozent der Russen würden das „unabhängige Bestehen aller Republiken“ unterstützen.

Auf die Frage, ob der Zerfall der Sowjetunion hätte vermieden werden können, antworteten 51 Prozent der Umfrageteilnehmer positiv. 29 Prozent glauben, der Zerfall sei nicht zu verhindern gewesen.

29 Prozent der Menschen halten für den Hauptgrund für die UdSSR-Auflösung „das Komplott von Beloweschje“, an dem sich die Oberhäupter der Russischen, der Ukrainischen und der Weißrussischen Sowjetrepublik, Boris Jelzin, Leonid Krawtschuk und Stanislaw Schuschkewitsch, beteiligten. Mit dem „Komplott“ meinten die Befragten den Vertrag zur Gründung der GUS. 23 Prozent führten den UdSSR-Zerfall auf „eine Verschwörung der ausländischen feindseligen Kräfte“ zurück. (Im November 2014 hatten 28 Prozent so gedacht.) 21 Prozent der Befragten sprachen von der „Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der UdSSR-Führung und Michail Gorbatschow“ (gegenüber 19 Prozent Ende 2014). 14 Prozent glauben, die „militärische Belastung“ sei für die sowjetische Wirtschaft unerträglich gewesen. Je 13 Prozent erwähnten „die Ansprüche der republikanischen Eliten“ und „die Erschöpfung der kommunistischen Ideologie“. 20 Prozent konnten diese Frage nicht eindeutig beantworten.

Quelle : sputnik.de

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