Trump empfängt Umweltschützer DiCaprio

  09 Dezember 2016    Gelesen: 479
Trump empfängt Umweltschützer DiCaprio
Erst macht Donald Trump seinen Kohle-Freund zum Chef der US-Umweltbehörde. Dann empfängt er Hollywood-Star und Umweltschützer DiCaprio. Nur ein PR-Auftritt oder grünes Gewissen?Wieder mal zog Tochter Ivanka die Strippen.
Donald Trump gibt weiter Rätsel auf. Manchmal ähnelt der schnelle Rollenwechsel fast der gespalteten Persönlichkeit von Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Binnen weniger Stunden zwei Termine, die gegensätzlicher kaum sein könnten: Zuerst macht Trump Scott Pruitt, einen engen Vertrauten der Kohle- und Ölindustrie, zum Chef der mächtigen US-Umweltschutzbehörde EPA, die vor allem im Zusammenhang mit dem VW-Dieselskandal bekannt wurde. Dann trifft er sich mit Hollywood-Star Leonardi DiCaprio. Nicht in seiner Funktion als Schauspieler, sondern als Abgesandter seiner Stiftung Leonardo DiCaprio Foundation (LDF), die sich seit Jahren dem Klimaschutz verschrieben hat.

Die Ernennung des 48-jährigen Pruitt leuchtet ein. Im Wahlkampf hatte Trump getwittert, dass Klimaerwärmung eine Ente sei, die China sich ausgedacht habe. Der künftige Präsident der USA will unbedingt die Errungenschaften seines Vorgängers Barack Obama in Sachen Klimaschutz rückgängig machen. Auch Pruitt zweifelt den Klimawandel an. Als Chefankläger des Bundesstaates Oklahoma kämpfte er gegen Obamas "Clean Power Plan" für sauberere Kraftwerke. Pruitt bezeichnete diesen Plan als "Krieg gegen die Kohle".

Eigentlich wollte Trump die EPA abschaffen, weil er sie zu teuer findet. So hatte er es im Wahlkampf zumindest angekündigt. Aber die Behörde in Washington beschäftigt rund 17.000 Menschen. Trump hätte sich mit der Abwicklung der Behörde keine Freunde gemacht. Es hätte sein Job-Versprechen untergraben. Pruitt als sein verlängerter Arm an der Schaltstelle in Umweltfragen scheint da die bessere Wahl.

Mit der Einladung von DiCaprio demonstriert Trump, dass seine Türen trotzdem noch offen sind für andere Überzeugungen. Anderthalb Stunden lang saß er angeblich mit DiCaprio und dem Stiftungsdirektor von LDF, Terry Tamminen, zusammen. Ob Show oder ernsthaftes Interesse dahinter steckte, darüber lässt sich nur spekulieren.

Auf jeden Fall war das große Thema im Trump Tower von New York das Zusammenspiel von Umweltschutz und Arbeitsmarkt, wie Tamminen danach erklärte. Man habe Trump, dessen Tochter Ivanka sowie anderen Mitgliedern aus dem Trump-Team ein Konzept vorgestellt, wie die amerikanische Wirtschaft mithilfe von Investitionen und nachhaltiger Infrastruktur angekurbelt werden könnte. Und wie mit erneuerbaren Energien Millionen sicherer Jobs geschaffen werden könnten, berichtet Tamminen weiter.

Ivanka macht den Türöffner

Oscar-Preisträger DiCaprio engagiert sich seit Jahren für den Umweltschutz und für bedrohte Tierarten. Zuletzt produzierte er die Klimawandel-Doku "Before The Flood". Ob Trump selbst auf so ein Treffen gekommen wäre? Die treibende Kraft hinter der Begegnung soll Ivanka Trump gewesen sein. Laut "Guardian" soll DiCaprio sie vor wenigen Tagen getroffen und ihr bei der Gelegenheit auch seinen Film überreicht haben. Wie es heißt, bekam der künftige Präsident ebenfalls eine Kopie.

DiCaprio hat für den Film, den er im Oktober in Europa vorstellte, die ganze Welt bereits, um sich die Folgen des Klimawandels erklären zu lassen. Er ließ sich dafür in Vororten von Peking die Umweltverschmutzung zeigen und schaute sich auf Grönland, der indonesischen Insel Sumatra und im Inselstaat Kiribati die Auswirkungen der Erderwärmung, der Abholzung der Wälder und des Anstiegs des Meeresspiegels an. "Ich wollte nicht, dass der Film den Leuten Angst macht, oder ihnen Statistiken und Fakten präsentieren, die sie schon kennen", sagte der US-Schauspieler bei der Europa-Premiere.

Der Fokus liege vielmehr darauf, "was sofort getan werden kann und muss, damit wir unseren Planeten künftigen Generationen als bewohnbares Zuhause hinterlassen können", fügte der 41-jährige, der auch zugleich UN-Sonderbotschafter für Klimaschutz ist, hinzu."Wir haben bald keine Zeit mehr." Daher komme es "auf uns alle" an.

Wieder mal scheint hier Ivanka Trump die Strippen gezogen haben. Möglicherweise mausert die PR-Expertin sich hier aich gerade zum grünen Gewissen ihres Vaters. Es ist nicht das erste Treffen mit einem Umweltaktivisten, das sie einfädelte. Auf ihre Vermittlung hin diskutierte Trump Anfang der Woche bereits mit dem ehemalige Vize-Präsidenten Al Gore über Umweltfragen. Man wolle in Kontakt bleiben, hieß es.

Tamminen bezeichnete das Treffen mit Trump als produktiv. Ein Anschluss-Meeting sei für Januar geplant. Pruitt wird derweil, wenn er als EPA-Chef bestätigt wird, alles daran setzen, den "Clean Power Plan" zu torpedieren. Und Trump wird den Ausstieg aus dem das Pariser Klimaschutzabkommen prüfen. Noch ist es zu früh, die Folgen der US-Wahl auf die Energiebranche zu überblicken. Vielleicht wird ja Trump-Tochter Ivanka noch ein Wort mitsprechen. Gemessen wird Trump allerdings an seinen Entscheidungen - und nicht an PR-Auftritten mit Umweltschützern.

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