Bundeskriminalamt ist “hochalarmiert“

  21 Dezember 2016    Gelesen: 596
Bundeskriminalamt ist “hochalarmiert“
Generalbundesanwalt Frank bestätigt: Der Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt hatte einen terroristischen Hintergrund. Der oder die Attentäter könnten noch auf der Flucht sein. Über den Verdächtigen soll es heute Abend Klarheit geben. BKA-Chef Münch zeigt sich "hochalarmiert" und warnt vor Folge-Anschlägen.
Generalbundesanwalt Peter Frank geht beim Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt von einem terroristischen Hintergrund aus. Dies sagte er bei einer Pressekonferenz in Berlin. Die Art der Tat erinnere an den Anschlag von Nizza, auch die Vorgehensweise spreche dafür.

In Nizza war Mitte Juli ein Attentäter auf die Strandpromenade gefahren und hatte mehr als 80 Menschen getötet. Mit Blick auf den Ablauf des Anschlags von Berlin sagte Frank, es handele sich um einen Modus Operandi, wie er sich in den Aufrufen dschihadistischer Gruppen widerspiegele.

Noch gebe es aber kein Bekennervideo, noch könne er keine "endgültigen und abschließenden Aussagen" treffen. Aus dem gewählten Ziel und dem Vorgehen des Täters könne man allerdings auf ein islamistisches Motiv schließen. Dabei handle sich aber um keine unumstößliche Annahme. Man müsse weiter in alle Richtungen ermitteln.

Derzeit laufen die Ermittlungen und die kriminaltechnischen Untersuchungen, sagte Frank weiter. So würde der Tat-Lkw untersucht, verschiedene Zeugenaussagen und Videoaufzeichnungen ausgewertet sowie der ermordete Lkw-Fahrer, der zur Tatzeit offenbar tot auf dem Beifahrersitz saß, obduziert. Man müsse sich mit dem Gedanken vertraut machen, dass der festgenommene Mann aus Pakistan eventuell nicht der Täter sei. Es bestehe die Möglichkeit, "dass wir heute Abend die Entscheidung treffen, er ist es aus unserer Sicht nicht". Und: "Wir wissen derzeit nicht abschließend, ob es sich um einen oder mehrere Täter handelt."

BKA-Präsident Holger Münch ergänzte, auch sei die Waffe, mit der der polnische Lkw-Fahrer getötet wurde, noch nicht gefunden worden. "All das führt dazu, dass wir natürlich hochalarmiert sind und natürlich in alle Richtungen ermitteln, um Personen, die möglicherweise tatbeteiligt sind, noch zu identifizieren", so Münch.

"Weiteres Attentats-Risiko"

Münch warnte vor möglichen Folge-Anschlägen. In zeitlicher Nähe zu einem solchen Anschlag sei mit "erheblichen weiteren Attentats-Risiko" zu rechnen. Von den elf toten Weihnachtsmarktbesuchern seien inzwischen sechs identifiziert. Sie waren demnach deutsche Staatsbürger.

Nach Erkenntnissen der Ermittler lief der Anschlag so ab: Gegen 20 Uhr fuhr ein Lkw von der Kantstraße kommend auf den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz. Nach 60 bis 80 Metern sei er auf der Budapester Straße zum Stehen gekommen, sagte Frank. Auf dem Weihnachtsmarkt habe es elf Tote gegeben, darüber hinaus sei auch der polnische Lkw-Fahrer erschossen im Führerhaus des Fahrzeugs aufgefunden worden. 45 Menschen seien verletzt worden, 30 von ihnen schwer.

Nach Angaben des Berliner Polizeipräsidenten Klaus Kandt floh der Täter zunächst vom Tatort. "Ein Stück weit" habe er verfolgt werden können. Der Pakistaner, der als Verdächtiger festgenommen wurde, sei um 20.56 Uhr "im Bereich Siegessäule" von der Besatzung eines Funkwagens gefasst worden.

Auf die Frage eines Journalisten, wie es zu den bisherigen Vorgehensweisen islamistischer Terroristen passe, dass ein bewaffneter Attentäter seine Waffe nicht benutze, dass er fliehe, statt sich töten zu lassen, sagte Generalbundesanwalt Frank: "Das sind berechtigte Fragen, die Sie da stellen, diese Fragen stellen wir uns auch." Auf der anderen Seite gebe es bei islamistischen Anschlägen "kein festes Muster".

Münch erklärte, das Attentat füge sich leider nahtlos in die Gefährdungseinschätzung des Bundeskriminalamtes ein. Die Ausstattung und Präsenz der Polizei werde in den nächsten Tagen "eine andere sein", sagte er. Kandt sagte, man könne Weihnachtsmärkte nicht "zu Burgen ausbauen". Zudem gebe es so viele "weiche Ziele", dass man nicht alle schützen könne.

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