US-Dopingjäger: “Russland lacht über uns“

  24 Dezember 2016    Gelesen: 434
US-Dopingjäger: “Russland lacht über uns“
Harte Sanktionen für Russland, harte Worte ans IOC: US-Dopingjäger Travis Tygart fordert aufgrund des McLaren-Reports, vorerst alle russischen Sportler international zu sperren. In Russland sieht er "nicht den Hauch von Reue" - und das IOC schaue nur zu.
Travis Tygart, Chef der US-Anti-Doping-Agentur (Usada), hat nach den schwerwiegenden Dopinganschuldigungen gegen russische Sportler im zweiten Teil des McLaren-Reports harte und weitreichende Konsequenzen gefordert. Darüber hinaus warf Tygart dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und dessen Präsidenten Thomas Bach in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" Inkonsequenz und Befangenheit vor.

"Es ist an der Zeit, Russen in allen Sportarten von internationalen Wettbewerben auszuschließen, und zwar so lange, bis sich das Land wieder an die Regeln des Anti-Doping-Codes hält", sagte Tygart. Russland zeige "nicht den Hauch von Reue, stattdessen behindern die Athleten und Politiker die Ermittlungen. Russland lacht über uns - das ist pervers", meinte der Usada-Chef.

Nach Tygarts Ansicht kommt das IOC seiner Aufgabe und Verantwortung, den Sport zu schützen, nicht nach. "Aus Nulltoleranz wurde Toleranz für Staatsdoping, aus der Drohung harter Konsequenzen sind gar keine Konsequenzen geworden", sagte er. Der weltweit beachtete McLaren-Report hatte ein vom Staat gelenktes Dopingsystem in Russland aufgedeckt. Richard McLaren, Sonderermittler der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada, hatte festgestellt, dass mehr als 1000 russische Sportler zwischen 2011 und 2015 von einer groß angelegten staatlichen Dopingpolitik profitierten. Russland bestreitet staatlichen Einfluss weiter vehement.

Unter den betroffenen Sportlern waren auch 31 Biathleten genannt worden. Gegen zwei von ihnen leitete der Biathlon-Weltverband IBU Donnerstag ein Disziplinarverfahren ein und suspendierte die beiden Aktiven vorläufig. Die Namen der beiden Athleten nannte die IBU nicht. Darüber hinaus leitete der Weltverband ein formelles Verfahren gegen den russischen Verband RBU und 29 weitere Athleten ein. Zudem wird der vom 9. bis 12. März geplante Weltcup nicht in der westsibirischen Stadt Tjumen nicht stattfinden. Die RBU habe den Weltcup und auch die für Februar vorgesehene Junioren-WM in Ostrow zurückgegeben, teilte die IBU mit.

28 Verfahren eingeleitet

Inzwischen kündigte das Internationale Olympische Komitee an, dass Disziplinarverfahren gegen 28 russische Teilnehmer der Winterspiele 2014 in Sotschi wegen Dopingverdachts eingeleitet wurden. Namen wurden nicht genannt. McLaren hatte bereits bei der Vorstellung seiner Untersuchung am 9. Dezember in London davon gesprochen, dass Dopingproben von insgesamt zwölf Medaillengewinnern der Sotschi-Spiele 2014 manipuliert wurden. Vier Olympiasieger seien dabei gewesen.

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