Verkehrschaos, Schneestürme und mehrere Tote

  07 Januar 2017    Gelesen: 560
Verkehrschaos, Schneestürme und mehrere Tote
Flugausfälle in Istanbul und Schnee auf Sizilien - der heftige Wintereinbruch sorgt derzeit für Chaos in ganz Europa. Mit gravierenden Folgen: Die eisigen Temperaturen haben bereits mehrere Kältetote gefordert.
Eine Kältewelle lässt weite Teile Europas zurzeit frieren. Im Süden legen Stürme und Schnee den Verkehr lahm. Mehrere Menschen kamen bereits durch die eisigen Temperaturen ums Leben.

Deutschland: Tiefstwerte, Wintermärchen und Glättegefahr

In Deutschland sanken die Temperaturen in der Nacht zu Freitag vor allem im Süden auf die bisher tiefsten Werte des Winters. Zwischen Fränkischer Schweiz und Oberpfalz seien vielfach Minusrekorde gemessen worden, sagte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach.

Im Süden ist in den kommenden Tagen mit Schnee zu rechnen, der erst einmal liegen bleiben soll. Nach einer weiteren frostigen Nacht soll es laut den Meteorologen in Süddeutschland sonnig sein. Die Skigebiete erwarten einen Ansturm.

Im Norden und Westen ist bei milderen Temperaturen Regen angesagt, der für erhöhte Glättegefahr auf den Straßen sorgt.

Italien: heftiger Wintereinbruch

Der ungewöhnlich starke Wintereinbruch traf Italien besonders stark: Zwei Obdachlose kamen in Kampanien ums Leben. Die Temperaturen sinken durch die Polarluft so tief wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr, teilte der Wetterdienst Meteo.it mit.

In den kürzlich von Erdbeben getroffenen Gebieten in Mittelitalien machten Schnee und klirrende Kälte den Menschen besonders zu schaffen.

In weiten Teilen des Landes kam der Verkehr zum Erliegen - auch in südlichen Regionen wie Apulien, Kampanien und Sizilien. An der Adriaküste wurde eine Bahnstrecke auf der Strecke Bologna-Ancona vorübergehend gesperrt. Der Fährverkehr zu den Mittelmeerinseln Capri und Ischia wurde wegen heftigen Windes zeitweise eingestellt.

Polen, Ungarn und Lettland: mehrere Kältetote

In Polen forderte die Kältewelle seit Donnerstag bereits drei Tote. Damit stieg die Zahl der Kältetoten seit November auf 46, wie das Sicherheitszentrum der Regierung mitteilte. Der Frost sei vor allem für Obdachlose eine Gefahr, warnten die Behörde. Sie rief die Bevölkerung dazu auf, bedrohten Menschen zu helfen.

In Ungarn erfroren in diesem Winter mindestens 80 Menschen - doppelt so viele wie im Jahr zuvor, die aktuelle Kältewelle noch nicht eingerechnet. Betroffen waren den Daten des Ungarischen Sozialforums zufolge viele Obdachlose. Rund 30 Menschen seien in ihren Häusern und Wohnungen erfroren, weil sie sich wegen ihrer Armut keine Heizung mehr leisten konnten.

In Lettland starben nach Angaben des staatlichen forensisch-medizinischen Institut seit Silvester elf Menschen an den Folgen der eisigen Kälte.

Türkei: Hunderte Flugausfälle

Eine Kaltfront hat auch in Istanbul zu einem Temperatursturz geführt. Stürmische Winde und heftiger Schneefall sorgten für schwere Verkehrsbedingungen und zahlreiche Flugausfälle. Die Nachrichtenagentur DHA meldete, etwa 400 Flüge seien an den beiden Istanbuler Flughäfen für Freitag und Samstag gestrichen worden.

Der Straßenverkehr kam in der hügeligen Stadt bei schlechter Sicht teilweise zum Stillstand. Wegen der schlechten Witterung werde die Istanbuler Metro in der Nacht zum Samstag durchfahren, berichtete die DHA. Der Tunnel unter dem Bosporus werde bis 23.00 Uhr, zwei Stunden länger als üblich, geöffnet haben; der Avrasya-Tunnel verbindet die europäische mit der asiatischen Seite Istanbuls und ist für Autofahrer die Alternative zu den drei Bosporus-Brücken, die schlechtem Wetter schutzlos ausgesetzt sind.

Russland: "ungewöhnlich kaltes Wetter"

Selbst die Moskauer Behörden sprechen von "ungewöhnlich kaltem Wetter". Die Temperaturen sanken auf bis zu minus 30 Grad - und damit im Durchschnitt bis zu zwölf Grad niedriger als üblich, teilte die Stadt mit.

Der Bevölkerung wird deshalb geraten, sich nicht länger als notwendig draußen aufzuhalten. Am Samstag, wenn die Russen das orthodoxe Weihnachtsfest feiern, soll es sogar bis zu minus 40 Grad kalt werden.

Bulgarien: geschlossene Autobahnen, Stromausfälle und verlängerte Winterferien

In Bulgarien legten Sturm und Schneefall vielerorts das öffentliche Leben lahm. Am schwersten betroffen war der Nordosten. Im Raum Blagoewgrad im Südwesten Bulgariens erfror ein Mann im Freien.

Die Regierung appellierte, auf Autofahrten zu verzichten. Die Winterferien an den Schulen wurden verlängert. Der Seehafen und der Flughafen der Schwarzmeerstadt Warna wurden wegen Sturm und schlechter Sicht geschlossen. In Hunderten Orten im Nordosten mussten die Menschen ohne Strom auskommen, weil viele Leitungen beschädigt wurden. Auch das Leitungswasser wurde rar - ohne Strom waren die Pumpen funktionsunfähig.

Griechenland: Verkehrschaos und Schutz für Obdachlose

Selbst Griechenlands Fährverkehr wurde durch Sturm und Schnee lahmgelegt. Erst am Freitagvormittag konnten zumindest die größeren Fähren aus Piräus auslaufen. Zahlreiche Landstraßen in den Provinzen Epirus und Mazedonien waren am Freitag nur mit Schneeketten befahrbar.

Die Städte öffneten beheizte Hallen für Obdachlose, auch die wichtigsten U-Bahn-Stationen im Zentrum Athens sollten offen bleiben, wie die Behörden weiter mitteilten. Für Samstag wurde mit Schneefall sogar in den Niederungen der Insel Kreta gerechnet.

Das Wetter werde bis Mitte kommender Woche ungewöhnlich kalt bleiben, teilte das Wetteramt in Athen mit.


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