Französischer Syrien-Besuch: „Aleppo entgegen Medien-Berichten noch lange nicht tot“

  09 Januar 2017    Gelesen: 1061
Französischer Syrien-Besuch: „Aleppo entgegen Medien-Berichten noch lange nicht tot“
Neulich ist eine Gruppe französischer Abgeordneter, die zuvor auch die Krim besucht hatte, in Aleppo zu einem Gespräch mit Syriens Präsidenten Baschar Assad eingetroffen. Nach der Rückkehr spricht der Delegationschef und Ex-Verkehrsminister Frankreichs, Thierry Mariani, mit Sputnik über die tatsächliche Situation in der befreiten Stadt.
Kurz vor ihrer Rückreise am 7. Januar habe die Abgeordnetengruppe (darunter die republikanischen Parlamentarier Nicolas Dhuicq und Jean Lassalle) ein Flüchtlingslager besucht, das 10 Minuten Fahrt vom Flughafen entfernt liege und wo sie sich etwa eine Stunde aufgehalten habe.

„Die Flüchtlinge, mit denen wir geredet haben, wussten ganz genau, dass wir zum Flughafen fahren. Und ausgerechnet dieser Flughafen, der schon mehrere Wochen nicht beschossen wurde, geriet in dem Augenblick, als wir dort ankamen, ganz ‚ausversehen‘ unter Beschuss“, so Mariani. Es seien acht Minen gewesen, von denen vier auf dem Flughafen-Territorium und die übrigen vier unmittelbar neben dem Gebäude, in dem sich die Parlamentarier aufgehalten haben, eingeschlagen seien.

„Ich muss zugeben, dass das einen Eindruck hinterlässt. Aber es ist schon ein ziemlich seltsamer Zufall, wobei: Ist es überhaupt ein Zufall? Ich denke, dass das das Resultat unseres Treffens im Flüchtlingslager ist. Bekanntlich schleusen die al-Nusra-Front und andere Islamisten ihre Agenten in solche Lager ein“, so der Abgeordnete.

Allerdings sei es Nichts im Vergleich zu dem, was die Einwohner schon drei Jahre über sich ergehen lassen müssen. „Als ich nach Aleppo fuhr, habe ich eine vollkommen zerstörte Stadt und vernichtete Bevölkerung aufzutreffen erwartet. Und was haben wir in Wirklichkeitgesehen? 15 Prozent der Stadt sind zerstört, 20 Prozent stark beschädigt. 65 Prozent der Stadt haben das also überstanden“, erklärt der Politiker.

Die Stadt sei also noch lange nicht völlig „dem Erdboden gleichgemacht“, wie man das aus den westlichen Medien entnehmen könnte.

„Wenn man nach Aleppo kommt, sieht man dort das Leben weitergehen. Man muss lediglich den Enthusiasmus der Menschen während des Gottesdienstes in der armenischen Kirche sehen, um zu verstehen, dass dies so ist“, betont der Franzose. Des Weiteren würden Medien behaupten, dass Aleppos Einwohner „ausradiert“ worden seien.

„Ich habe gedacht, dass die Bevölkerung tatsächlich vollkommen vernichtet worden ist. Aleppo hatte 3,5 Millionen Einwohner. Während der tragischen Ereignisse sind 35.000 Zivilisten ums Leben gekommen. 35.000 – das ist fürchterlich, zu viel. Und ich möchte diese Verluste nicht verharmlosen. Aber wir müssen vergleichen dürfen können – diese Zahlen sind noch lange nicht das, was uns als ‚totale Vernichtung der Bevölkerung‘ untergejubelt wird“, so der Parlamentarier.

Es sei die Zeit gekommen, dass mehr Beobachter, Journalisten und Politiker statt in Pariser Elitevierteln Le Monde zu lesen, die Stadt besuchen sollten, bevor in den Medien wieder etwas erzählt werde, was der Realität nicht entspreche. „Aleppo ist eine Märtyrerstadt, eine leidende Stadt. Heute darf die Stadt aufatmen, weil alles vorbei ist.“

In Syrien gäbe es viele Franzosen oder auch französischsprechende Syrer, die allerdings trotz Versprechen aus Paris keinen Beistand seitens der französischen Regierung sehen würden.

„Schaut euch die Länder an, die ihre Politik veränderten. Oder im Gegenteil Russland, das seine Positionen nicht ändert. Das Wichtigste ist heute, zum Frieden zu kommen. Wie auch immer wir uns zu Assad verhalten, müssen wir dem Frieden zuliebe zu einer Einigung mit ihm kommen“, betont er. Im Gespräch mit den Parlamentariern habe Assad ganz klar gesagt „Ich möchte, dass Frankreich seine Position ändert“.

Quelle : sputnik.de

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