IS-Kämpfer werden zum Handelsgut

  10 Januar 2017    Gelesen: 646
IS-Kämpfer werden zum Handelsgut
Schmuggler und Rebellen-Milizen haben in Syrien eine neue Möglichkeit gefunden, um viel Geld zu verdienen: IS-Kämpfer. In dem vom Bürgerkrieg heimgesuchten Land ist ein Schwarzmarkt um desertierende und gefangene Mitglieder der Terrormiliz entstanden.
Lange haben IS-Kämpfer mit Menschenhandel in der von Krieg zerrütteten Wirtschaft Syriens Geld verdient - jetzt sind sie selber eine einträgliche Einnahmequelle geworden. Sie seien die lukrativsten Ziele von Schmugglern und Rebellen-Gruppen geworden, berichtet die "Financial Times". Beteiligt an dem florierenden Geschäft sind demnach auch Aufständische, die vom Ausland - etwa den USA oder der Türkei – Waffen erhalten haben.


"Jeder handelt mit IS-Kämpfern. Glauben Sie niemandem, der behauptet, das sei nicht der Fall", zitiert die Zeitung ein Mitglied der sogenannten Levante-Front, eine der Hauptrebellengruppen, die in Nordsyrien unter dem Banner der Freien Syrischen Armee gegen die syrische Regierung und die islamistische Extremistengruppe IS kämpfen. Er selbst habe IS-Kämpfer von ihrem Territorium in Gebiete gefahren, die von Rebellen kontrolliert werden.

Geld verdient wird laut dem Bericht entweder mit Deserteuren oder mit Gefangenen. Der verbreitetste Weg sei, dass Deserteure Rebellen und Schmuggler bezahlen, um aus dem vom IS kontrollierten Gebiet zu entkommen. Das koste in der Regel zwischen wenigen 1000 und 10.000 US-Dollar. Weitere 10.000 Dollar oder mehr müssten gezahlt werden, um in die Türkei zu gelangen.

"Zunächst haben das nur die Schmuggler gemacht. Aber die Rebellen haben das gesehen und gedacht: Warum sollen wir nicht davon profitieren? Wir sind doch diejenigen, die dieses Gebiet kontrollieren", so das Mitglied der Levante-Miliz.

Golf-Staaten zahlen viel Geld

Zum Höhepunkt seiner Macht hatte der IS in der Region den Menschenhandel dominiert: Er erpresste Lösegeld vor allem mit entführten Mitglieder von Hilfsorganisationen oder Journalisten oder ermordete sie für das Erstellen von Propagandavideos.

Doch nachdem der IS im Irak und in Syrien deutlich an Einfluss verloren hat, sind dessen Kämpfer selbst zur Einnahmequelle geworden. Die Deserteure sind allerdings nicht die lukrativste. Viel mehr Geld lässt sich mit Gefangenen verdienen – und zwar dann, wenn sie Ausländer sind und ihre Regierungen ein Interesse daran haben, diese Kämpfer zu verhören oder ihnen den Prozess zu machen.

Golf-Staaten bezahlen dafür Millionen von Dollar, wie es in dem Bericht heißt. Auch andere Regierungen würden dafür Geld überweisen, allerdings deutlich weniger. In der Regel bringe ein IS-Kämpfer mindestens 50.000 Dollar, heißt es.

Doch nicht immer geht es bei den Geschäften um Geld. Manchmal werden Kämpfer auch von Milizen festgehalten, um Informationen zu erlangen. Damit wollen Rebellengruppen ausländische Geheimdienste davon überzeugen, dass sie für deren Regierungen von Interesse seien – und damit im Kampf gegen die syrische Regierung oder den IS weiter unterstützt werden.

Nur eine Minderheit der IS-Deserteure will dem Bericht zufolge Syrien allerdings verlassen und nicht mehr für einen Gottesstaat kämpfen. Mehr als die Hälfte von ihnen hat ein anderes Ziel: Sie wollen sich in der Provinz Idlib anderen Dschihadisten anschließen, die Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida haben.

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