Russischer Aktionskünstler bittet um Asyl in Frankreich

  21 Januar 2017    Gelesen: 1015
Russischer Aktionskünstler bittet um Asyl in Frankreich
Er gilt als einer der provokativsten Künstler in Russland: Pjotr Pawlenski. Dem 32-Jährigen wird in seiner Heimat neben sexuellem Missbrauch nun auch schwere Körperverletzung vorgeworfen. Pawlenski ist nach Frankreich geflohen und bittet um politisches Asyl.
Mal schneidet er sich ein Stück des Ohrläppchens ab. Dann näht er sich auch schon mal den Mund zu. Oder er nagelt seine Hoden auf den Roten Platz in Moskau. Zwischendurch steckt er auch die Eingangstür des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB in Brand. Die Aktionen des Künstlers Pjotr Pawlenski haben ihn international bekannt gemacht. Doch nun droht ihm Ungemach in der Heimat.

Erst am vorangegangenen Montag wurde bekannt, dass gegen Pawlenski wegen sexueller Belästigung ermittelt wird. Die Schauspielerin Anastasia Slonina, die am Oppositionstheater teatr.doc arbeitet, hatte Pawlenski beschuldigt, sich ihr in gesetzeswidriger Weise genähert zu haben. Im Fall einer Verurteilung droht ihm gemäß Paragraf 132 des russischen Strafgesetzbuchs eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren.



Außerdem wird dem Künstler in seinem Heimatland vorgeworfen, den Schauspieler Wasili Beresin, ebenfalls vom Moskauer Theater namens teatr.doc, verprügelt zu haben. Sollte Pawlenski für dieses Vergehen verurteilt werden, drohen ihm drei Monate Haft.

Pawlenski ist durch umstrittene regierungskritische Kunstaktionen in Russland weltweit bekannt geworden. Aus Protest gegen die Verurteilung der Punkrockband Pussy Riot unter anderem wegen Hausfriedensbruchs hatte er sich beispielsweise im Jahr 2012 den Mund zugenäht. Im Jahr 2016 wurde Pawlenski zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er eine Tür des Hauptsitzes des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB in Brand gesteckt hatte.

Um der Strafverfolgung zu entgehen, reiste Pawlenski bereits im Dezember 2016 nach Frankreich. Dort hofft er nun, politisches Asyl zu bekommen. Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe bestreitet er. Die Anschuldigung der schweren Körperverletzung hatte der künstlerische Leiter des Theaters teatr.doc, Michail Ugarow, erhoben. Er behauptet, Pawlenski habe Wasili Beresin zusammen mit weiteren Personen verprügelt.

Sechs Menschen schlugen auf den Schauspieler ein", sagte Ugarow. Die Leiterin des Theaters, Elena Gremina, veröffentlichte auf ihrer Facebookseite ein Video, auf dem angeblich Pawlenski zu sehen sein soll.

Pawlenski bestreitet die Vorwürfe, räumt aber ein, dass Slonina bei ihm zu Hause war und es mit Beresin eine Auseinandersetzung gab. Gewaltsame Handlungen hätten keine stattgefunden, sagt er und wittert in den Anschuldigungen eine "dreckige Intrige" – den Versuch, ihn zu vernichten.

Doch die Tatsache, dass die Vorwürfe aus der regierungskritischen Künstlerszene kommen, lässt zumindest Zweifel an dieser Darstellung aufkommen. Auf die Frage französischer Medien, warum er ausgerechnet nach Frankreich geflohen ist, obwohl er weder Französisch noch Englisch spricht, antwortete der Künstler mit:

Frankreich ist die Alma Mater der russischen Revolution. Alles, was an Russland gut ist, stammt aus Frankreich.

Quelle:rt deutsch

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