Einreiseverbot alarmiert US-Wirtschaft

  31 Januar 2017    Gelesen: 587
Einreiseverbot alarmiert US-Wirtschaft
Donald Trumps Muslim-Bann schockiert US-Firmen wie Starbucks, Google und Facebook: Als Weltkonzerne sind sie auf internationale Mitarbeiter angewiesen. Die Chefs protestieren teils persönlich. Und belassen es nicht nur bei Worten.
Was haben der britisch-irakische Labor-Abgeordnete Nadhim Zahawi, der deutsch-iranische Schriftsteller Navid Kermani und der iranische Regisseur Asghar Farhadi gemeinsam? Sie alle sind keine Terroristen - und dürfen seit Freitag trotzdem nicht mehr in die USA einreisen.

Donald Trumps Bann für Menschen aus sieben muslimischen Staaten unter Terrorverdacht trifft aber nicht nur Prominente, sondern auch hunderte Durchschnittsmenschen. So wie Omid Scheybani: Der Deutsch-Iraner arbeitet seit 2011 bei Google. "Seit letzter Nacht darf ich nicht wieder in die USA einreisen, sobald ich sie verlasse. Dasselbe gilt für meinen Bruder, der hier auch lebt und arbeitet", schrieb Scheybani auf Facebook.

Der Einreisestopp trifft US-Konzerne besonders hart, weil sie oft sehr internationale Belegschaften haben. Vor allem Tech-Konzerne im Silicon Valley haben viele ausländische Mitarbeiter, die oft seit Jahren in den USA leben und arbeiten. In den Vorstandsetagen formiert sich deshalb Widerstand gegen Trumps Dekret.

Google-Gründer: "Ich bin ein Flüchtling"

Allein bei Microsoft sind laut einer E-Mail von Chefjustitiar Brad Smith 76 Mitarbeiter betroffen. Ein Sprecher der Firma nannte Trumps Anordnung "falsch und einen grundlegenden Schritt zurück", der "den Ruf des Landes und seine Werte" beschädigen werde. "Auf jeder Ebene - moralisch, humanitär, wirtschaftlich, logisch - ist dieser Bann falsch und widerspricht Amerikas Prinzipien völlig", twitterte Aaron Levie, Chef der Firma Box.

Auch Facebook-Chef Mark Zuckerberg kritisierte die Order aus dem Weißen Haus. "Wie viele von euch bin ich besorgt über die Folgen der jüngsten Dekrete, die Präsident Trump unterschrieben hat". Auch Apple-Chef Tim Cook schrieb in einer E-Mail an die Mitarbeiter: "Das ist keine Politik, die wir unterstützen."

Google-Gründer Sergey Brin protestierte sogar persönlich am Flughafen von San Francisco gegen Trumps Dekret und machte dabei Selfies mit Demonstranten. "Ich bin hier, weil ich ein Flüchtling bin", sagte der zehntreichste Mann der Welt laut "Forbes"-Reporter Ryan Man. Man sei "besorgt" sagte ein Sprecher des Tech-Giganten der "New York Times". Donald Trumps Maßnahmen seien "so unamerikanisch, dass es uns alle schmerzt", protestierte Netflix-Boss Reed Hastings auf Facebook.

Kritik auch von Trump-Unterstützern

Auch Manager, die Trump nahestehen, äußerten Kritik. Der pauschale Einreisestopp sei "nicht der beste Weg, um die Probleme des Landes anzugehen", twitterte Tesla-Chef Elon Musk, der Trump als Wirtschaftsberater unterstützt. Man teile die Besorgnis der Mitarbeiter über das Einreiseverbot, schrieb General-Electric-Chef Jeff Immelt in einem Firmen-Blog. Er versprach, GE werde den betroffenen Angestellten zur Seite stehen. Immelt ist einer von 28 Managern, die Trump dabei beraten sollen, die US-Industrieproduktion anzukurbeln.

Einige Konzerne beließen es nicht bei verbaler Kritik. Brian Chesky, der Chef von Airbnb, bot Betroffenen der Reisestopps kostenlose Wohnungen an. "Kontaktiert mich, wenn dringend eine Unterkunft benötigt wird", twitterte er. Howard Schultz, der Chef der Kaffeehauskette Starbucks, äußerte auf der Firmenwebseite "tiefe Besorgnis" über Trumps Erlass. Schultz nannte die Maßnahme "verwirrend" und kündigte an, in den nächsten fünf Jahren 10.000 Flüchtlinge bei Starbucks einzustellen.

Angesichts der Massenproteste gegen das Einreise-Dekret ist die Trump-Administration bereits ein Stück zurückgerudert und hat den Erlass gelockert. Der Chef des US-Heimatschutzministeriums ordnete am Sonntag offiziell an, dass die Einreise von Besitzern einer Green Card weiterhin im nationalen Interesse der USA läge. Menschen mit dauerhaftem Aufenthaltsrecht können also darauf hoffen, nun doch weiterhin in die USA reisen zu dürfen.

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