Putin bezog sich insbesondere auf das geplante Nato-Raketenabwehrsystem in Europa. Er warf den USA und ihren Verbündeten vor, damit vor allem Russland schaden zu wollen. Der Verweis auf die iranischen und nordkoreanischen Atomraketen sei nur "vorgeschoben", sagte er. Das eigentliche Ziel sei es, "das Atomwaffenpotenzial Russlands" und anderer Staaten zu neutralisieren.
Ein Abwehrschild, das Russland schadet?
In der eigentlich überkommenen Logik des "Gleichgewichts des Schreckens" zwischen atomar bewaffneten Supermächten kommt eine effektive Raketenabwehr im Westen einer Bedrohung für den Osten gleich - allerdings nur, wenn man ernsthaft von einem nuklearen Erstschlag der Amerikaner ausgeht.
Faktisch hat Putin zumindest in einem Punkt recht: In seiner offensiven Ausrichtung ist das gesamte russische Nuklearpotenzial - in dessen Unterhalt der russische Staatshaushalt jährlich enorme Summen pumpen muss - eigentlich weitgehend nutzlos.
Einsparungen scheint im Kreml unter Putin niemand zu erwägen. Und eine Neuausrichtung auf die Verteidigung zur Abwehr von einfliegenden Raketen nach westlichem Muster dürfte Russland zunächst einmal vor Augen führen, wie groß der technologische Vorsprung des Westens mittlerweile wirklich ist.
Rückfall in den Kalten Krieg
Putins Kurs ist riskant: Ein neuer Rüstungswettlauf mit dem Westen dürfte den russischen Staatshaushalt erheblich belasten. Die Anstrengungen, die in die Entwicklung neuer Waffensysteme fließen sollen, fehlen dem Staat naturgemäß an anderen Stellen wie etwa im Gesundheitssektor, im Ausbau der Infrastruktur oder bei den Ausgaben für Bildung.
In der jüngeren russischen Geschichte gibt es zudem mahnende Vorbilder: Nicht wenige Historiker gehen davon aus, dass die überbordenden Militärausgaben aus den Zeiten des Kalten Krieges mit zum inneren Zerfall und schließlich zum Zusammenbruch der Sowjetunion beigetragen haben.
Außenpolitisch fallen Putins markige Worte von der Entwicklung "offensiver Waffensysteme" in eine Zeit erhöhter Spannungen. Die Ankündigung dürfte wenig geeignet sein, die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen zu verbessern. Angesichts des russischen Vorgehens in der Ukraine-Krise sind die Beziehungen zwischen der Nato und Moskau äußerst angespannt.
Erst im vergangenen Mai hatte sich das Militärbündnis Nato "zutiefst beunruhigt" über Pläne Russlands geäußert, atomwaffenfähige Raketen in der westlichen Kaliningrad zu stationieren. Die russische Exklave liegt an der Ostseeküste wie ein Keil zwischen Polen und Litauen. Bis zur deutschen Grenze sind es in der Luftlinie nur gut 360 Kilometer.
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