Ex-UN-Botschafter Matussek: „Tschurkin wird eine Lücke hinterlassen“

  25 Februar 2017    Gelesen: 3593
Ex-UN-Botschafter Matussek: „Tschurkin wird eine Lücke hinterlassen“
Der plötzliche Tod des russischen UN-Botschafters hat Thomas Matussek tief geschockt. Von 2006 bis 2009 war der 69-Jährige ständiger Vertreter Deutschlands bei der Uno. In dieser Zeit entwickelte sich zwischen ihm und Tschurkin eine tiefe Freundschaft.
Ein Erlebnis mit Witali Tschurkin hat Matussek besonders in Erinnerung: „Wir haben in Tirol — kurz vor einer Konferenz —Urlaub gemacht. Witali kam direkt aus dem Flieger, zog kurze Hosen an und wir stiegen auf den Gratlspitz (einen österreichischen Berg, Anm. d. Red.). Einer nach dem anderen machte schlapp. Nur Witali, der 24 Stunden lang nicht im Bett war und dazu noch Kettenraucher war, hat es als einziger bis kurz unter den Gipfel auf eine Bank geschafft“, erinnert sich der Ex-Diplomat. „Diese Bank haben wir Witali-Gedächtnis-Bank genannt. Jedes Mal, wenn wir da oben sind, denken wir daran.“
Mit „wir“ meint Matussek sich und seine Frau. Das Ehepaar war mit Tschurkin und dessen Frau Irina befreundet. Kurz nachdem sie vom Tod des Diplomaten erfuhren, sprachen die Matusseks Frau Tschurkina ihr Beileid aus.

Auch in seiner Funktion als Botschafter hat Matussek seinen russischen Kollegen bei den Vereinten Nationen geschätzt:

„In dem Rahmen, in dem ein so exponierter Diplomat tätig ist, hat er sehr viel Menschlichkeit gezeigt. Er hatte einen trockenen, ausgeprägten Humor. Und er hatte etwas, was uns Deutsche häufig bei Russen so anspricht: Eine tiefe menschliche Wärme.“

Trotz aller Meinungsunterschiede, die wir hatten und haben mussten, haben wir uns gegenseitig das Leben immer so leicht wie möglich gemacht. Nie hätten sich die beiden Diplomaten hintergangen, sagt Matussek. Der eine wusste immer, wo der andere steht. Vor wichtigen Sitzungen bei der Uno hätten sie gesagt: „Pass mal auf, morgen im Sicherheitsrat werden wir für euch relativ schwierig werden.“

Tschurkin wird eine Lücke hinterlassen, da ist sich Matussek sicher: „Er war jemand, auf den sich sowohl die russische als auch die internationale Politik unbedingt verlassen konnte: Ein absoluter, professioneller Spitzendiplomat.“

Quelle : sputnik.de

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