Ein Fußballer als Lebensretter

  07 März 2017    Gelesen: 508
Ein Fußballer als Lebensretter
Francis Koné, 26, zog einem Bohemians-Spieler die Zunge aus dem Hals, die er nach einem Zusammenstoß verschluckt hatte. Für den Afrikaner aus Togo war es ein Déjà-vu – denn er rettete bereits vier Menschen auf dem Platz das Leben.
Uherské Hradiště. Es gibt Menschen, die reagieren und handeln, wenn es nötig ist. Sie blenden dann alles andere aus, selbst rassistische Schmähungen, Affenlaute oder Pfiffe. Der Fokus gilt dann nur dieser einen Aktion: sie retten Leben. Der Profifußballer Francis Koné hat in dieser Sparte ganz besondere Erlebnisse zu berichten.

Der Profi aus Togo, 26, spielte bereits in Thailand, dem Oman, in Portugal, aktuell kickt er in Tschechiens höchster Liga für den 1. FC Slováko. Auf allen Stationen erlebte er das gleiche Bild: er wurde stets Zielscheibe derber Anfeindungen – und Koné rettete Menschenleben.

Wenn Rassisten verstummen

Im Heimspiel gegen Bohemians Prag war es wieder so weit. Er leistete Erste Hilfe, der Stürmer zog seinem Gegenspieler Martin Berkovec die Zunge aus dem Hals, als er nach einem Zusammenstoß bewusstlos auf dem Boden liegen geblieben war und zu ersticken drohte. Prags Anhänger verstummten in Uherské Hradiště, einer Kleinstadt mit 24.000 Einwohnern im Südosten des Landes, jäh. Koné geriet aber dadurch in die Schlagzeilen, er bewirkte eine neue Diskussion über die Rassismusproblematik im tschechischen Fußball – und Notfälle auf Sportplätzen. Denn, wo waren die Sanitäter?

Dem „Guardian“ gegenüber legte Koné nun seine Lebensgeschichte offen. In Thailand half er einem Mitspieler, der im Fitnessraum zusammengebrochen war. „Ich zog ihm die Zunge aus dem Rachen, er hat mich dabei sogar gebissen“, schildert der Fußballer. In Togo, er hat zwei Länderspiele zu Buche stehen, musste er bei einem Freundschaftsspiel eingreifen. In Afrika wiederholte sich dieses Szenario noch einmal. „Es ist merkwürdig“, sagt Koné. „Als es zum ersten Mal geschah, erzählte ich meiner Mutter noch nichts davon“, dann aber vertraute er sich ihr doch an. Sie solle keine Angst haben, wenn sie davon erfahre. Wegzulaufen, sich zu verstecken, das komme für Francis Koné einfach nicht infrage.

Es muss überaus beklemmend sein, wenn man seiner Hautfarbe wegen auf Schritt und Tritt, auf allen Fußballplätzen verfolgt wird. Affenlaute, geworfene Bananen, Koné sagt, all dem so wenig Bedeutung schenken zu wollen wie möglich. „Aber es ist hart, macht mich krank. Es ist frustrierend. Du musst direkt erleben, um zu verstehen, wie es ist.“

„Sie sangen meinen Namen"

Dass ihn auch die Fans der Bohemians – es ist der Klub der Elfmeter- und Rapid-Legende Antonin Panenka –, beschimpft hätten, sei nicht das erste Mal gewesen. Dass sie aber während seiner Heldentat verstummten, applaudierten, „meinen Namen sangen“, erfülle ihn mit Stolz. Martin Berkovec bedankte sich, er wolle mit dem Afrikaner Essen gehen, wenn er das nächste Mal in Prag sei. Er sagt: „Ich danke Gott, dass ich da war und helfen konnte."

Das Video seiner jüngsten Heldentat ist auf Youtube längst ein Hit. Zwei Bohemian-Fans haben reagiert und Francis Koné auf Facebook geschrieben. Sie haben sich entschuldigt. (fin)

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