Der SPÖ-Politiker warnte davor, den Erfolg der europäischen Grenz- und Flüchtlingspolitik allein am Zeitraum der Flüchtlingskrise zu messen: "Wir könne doch nicht das Katastrophen-Jahr 2015 als Referenz nehmen. Dann wäre ja alles schon ein Erfolg." Doskozil betonte: "Um es klar zu sagen: Wir müssen uns die Jahre vorher ansehen und im Vergleich dazu sind wir deutlich über dem Durchschnitt, steuern noch immer auf eine Verdopplung der Zahlen zu."
Österreich habe "von 2007 bis 2013 im Durchschnitt 14.400 Asylanträge im Jahr" gezählt. Nun seien die Zahlen weiterhin deutlich höher. Obwohl die Balkan-Route Anfang März 2016 zwischen Griechenland und Mazedonien geschlossen wurde, seien vergangenes Jahr 2016 noch mehr als 42.000 Flüchtlinge in Österreich angekommen und über 36.000 Asylanträge gestellt worden, sagte Doskozil. Und allein in den ersten fünf Wochen diesen Jahres habe es 3000 Ankünfte und 2000 Asylanträge gegeben - 75 Prozent davon von Migranten, die über die Balkan-Route gekommen seien.
"Wieder enormer Druck"
Auch die slowenische Regierung warnte vor einer neuen Verschärfung der Flüchtlings-Situation auf dem Balkan. "Auf der Balkan-Route herrscht wieder enormer Druck", sagte der für Grenzsicherung und Flüchtlinge zuständige Vize-Innenminister Bostjan Sefic. "Viele Länder auf dem Balkan haben noch immer eine hohe Konzentration an Migranten. Allein in Griechenland sitzen 60.000 Flüchtlinge fest. In der Türkei leben etwa 2,5 Millionen Flüchtlinge - und fast alle wollen in die EU." Sollte es zu "Problemen bei der Umsetzung des EU-Türkei-Abkommens kommen", dann stehe die EU "vor enormen Herausforderungen". Hinzu kämen Länder wie Serbien und Bulgarien, wo auch noch sehr viele Flüchtlinge warteten.
Slowenien hatte im März 2016 zusammen mit Österreich, Mazedonien und anderen Balkanstaaten die Grenze zwischen Mazedonien und Griechenland geschlossen. Danach sanken die Flüchtlingszahlen auf dem Balken und in Mitteleuropa. "Natürlich kann man nicht sagen, dass die ganze Route dicht ist. Dazu sind dort noch immer zu viele Menschen unterwegs", sagte Sefic.
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