Türkei will modernstes Raketensystem S400 von Russland kaufen

  16 März 2017    Gelesen: 2491
Türkei will modernstes Raketensystem S400 von Russland kaufen
Die Türkei steht offenbar unmittelbar davor, mobile Langstrecken-Boden-Luft-Raketen-Systeme des Typs S-400 von Russland zu erwerben. Dies sei beim jüngsten Erdogan-Besuch im Kreml vereinbart worden. RT Deutsch sprach dazu mit dem Militäranalysten Yusuf Akbaba.
von Ali Özkök

Nach einem Bericht der russischen Zeitung Iswestija hat die Türkei Interesse an der Unterzeichnung eines strategischen Rüstungsabkommens mit der Russischen Föderation signalisiert. Der Pressesprecher des russischen Präsidenten, Dimitri Peskow, kommentierte, dass Russland einer Zusammenarbeit in dieser Angelegenheit nicht abgeneigt ist. "Beide Seiten sind interessiert und Treffen in dieser Frage laufen", fügte er hinzu. Die türkische Seite wollte weitere Details über Gespräche oder ein mögliches Abkommen noch nicht bestätigen.

Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu bestätigte unterdessen, dass die Gespräche auch Gegenstand des jüngsten Präsidenten-Treffens in der Vorwoche im Moskauer Kreml war. Er sagte:

Für den Fall, dass ein solches Abkommen unterzeichnet wird, werden die jeweiligen Verteidigungsministerien beider Länder dieses Thema gemeinsam koordinieren.

Verteidigungsminister Schoigu fügte hinzu, dass der "gigantische" Militärdeal, der in den bilateralen russisch-türkischen Beziehungen seinesgleichen sucht, von den betroffenen Parteien bei dessen Unterzeichnung offiziell bekanntgegeben wird.



Der türkische Rüstungsanalyst Yusuf Akbaba kommentierte gegenüber RT Deutsch, dass der mögliche Kauf eines S-400 Raketensystems, wie er in Rede steht, eine "deutliche Nachricht gegen das NATO-Bündnis" ist. Er sagte:

Die Türkei sagt der NATO, kommt zu euch, ansonsten trennen wir uns von euch.

Des Weiteren sieht Akbaba einen Zusammenhang zwischen dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union und der engen türkischen Kooperation mit Russland. Der Analyst mit guten Beziehungen zu Militärkreisen sagte RT Deutsch:

Der Kauf des S-400 Systems wird die heftigste Botschaft mit Blick auf den Putsch vom 15. Juli 2016 sein, hinter dem die Türkei eine Beteiligung westlicher Staaten vermutet. Angesichts der Spannungen mit Europa ist der Brexit die erste Schlappe für die EU gewesen. Nach dem Putsch in der Türkei war Großbritannien am moderatesten, was Kritik am Vorgehen der Regierung angeht. Die Türkei und Großbritannien einigten sich sogar auf den Bau eines neuen Kampfjets TF-X. Der größte Gewinner nach den traumatischen Ereignissen rund um den vereitelten Putschversuch in der Türkei ist Russland. Ankara und Moskau nähern sich einander auf politischem, militärischem und wirtschaftlichem Feld an.

Akbaba ist der Meinung, dass westliche Staaten die türkisch-russische Annäherung selbst verursachten. Er bemerkte:

In gewissem Sinne haben die USA und andere westliche Staaten die wachsende Zusammenarbeit zwischen Ankara und Moskau befeuert. Die Türkei versucht seit Jahren, an solche Luftverteidigungssysteme zu kommen. Die NATO gab ihr aber keine.

Der in Ankara ansässige Analyst ist sich sicher, dass die Türkei das System aus Russland erwerben wird, da Ankara angesichts der zahlreichen regionalen Herausforderungen auf ein Raketensystem dieser Art angewiesen ist. Unterdessen arbeite die türkische Rüstungsindustrie an einer indigenen Lösung, die aber erst zwischen 2024 oder 2025 fertig entwickelt sein dürfte.

Der Schritt signalisiert eine starke politische Botschaft an die USA und NATO. Wenn sie die Türkei nicht respektieren, wird die Türkei ihre Beziehungen mit Russland ausbauen", erklärte der Vorsitzende des russischen Zentrums für Strategische Analysen. "Waffen werden nicht immer gekauft, um sie auf dem Schlachtfeld zu benutzen. Nichtsdestotrotz wird das Abkommen die Verteidigungsfähigkeiten der Türkei stärken."

Der Militärexperte Ulrich Kuhn sagte im Interview mit N-TV über die Eigenschaften des S-400 Systems:

Es hat eine Reichweite von 400 Kilometern, kann in bis zu 27 Kilometern Höhe alles treffen und 300 Ziele gleichzeitig anpeilen. Egal ob Kampfflugzeuge, Jagdbomber, Tarnkappenbomber, unbemannte Flugobjekte, hochfliegende Maschinen wie Awacs-Aufklärungsflugzeuge - es holt alles runter.

Erschienen auf deutsch rt

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