Wenn diese Menschen sich ständig anhören mussten, dass türkisch sprechen praktisch Integrationsverweigerung ist um dann aber festzustellen, dass ARD/ZDF oder auch ZEIT/SPIEGEL/FAZ/FOCUS uvm durchaus türkisch sprechen, berichten und „aufklären“ können, wenn es darum geht, eine bestimmte Haltung zu propagieren, kann man schwer erwarten, dass diese Menschen Vertrauen aufbauen können.
Wenn türkischen Parteien, die durchaus ein Recht haben, die über 1,1 Millionen Wählerstimmen in Deutschland zu erreichen, kritisiert werden, Wahlpropaganda in Deutschland zu betreiben, gleichzeitig aber die Grünen, Linke und SPD losziehen und Solidaritätsbekundungen für bestimmte türkische Parteien aussprechen, zweisprachige Wahlveranstaltungen in Deutschland organisieren, die Öffentlich-rechtlichen sogar Fernsehbeiträge auf Türkisch machen um auf die Wählerschaft Einfluss zu nehmen, ist es schwer eine gute Absicht und Konsequenz in den Forderungen zu sehen.
Wenn das Land durchdreht und die Medien Schlagzeilenorgien feiern weil 6 Ditib Imame Gülenisten bespitzelt haben sollen, der größte Dachverband der Muslime in Deutschland plötzlich von sämtlichen Partnerschaften ausgeschlossen wird, gleichzeitig das US Generalkonsulat Frankfurt als größtes Spionagezentrum außerhalb der USA auffliegt, das aber nicht einmal in einem Nebensatz erwähnt wird, kann man die Menschen nicht von einer Aufrichtigkeit in der Kritik und Empörung überzeugen.
Die 3. und 4. Generation ist wütend und enttäuscht, sie hat kein Vertrauen in die Politik und in die Medien. Und sie sieht die Voraussetzungen für ein kommunikatives Handeln a la Habermas nicht erfüllt nämlich a) gleiche Chancen auf Dialoginitiation und –beteiligung b) gleiche Chancen der Deutungs- und Argumentationsqualität c) Herrschaftsfreiheit sowie d) keine Täuschung der Sprechintentionen.
Nicht Erdogan spaltet diese Gesellschaft (das wäre ein trauriges Eingeständnis, dass ausländische Präsidenten Kontrolle über unsere Zukunft haben) sondern die Arroganz, welche eine Selbstkritik und einen möglichen Paradigmenwechsel in der Debattenkultur schier unmöglich macht.
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