"Zeit, Mensch zu sein": Russischer Journalist appelliert an Berliner Bürgermeister

  04 April 2017    Gelesen: 557
"Zeit, Mensch zu sein": Russischer Journalist appelliert an Berliner Bürgermeister
Nach der Explosion in St. Petersburg ist das Brandenburger Tor nicht in den russischen Nationalfarben angestrahlt worden. Aus dem Senat hieß es als Begründung, Berlin wolle sich nur auf Partnerstädte beschränken. Ein russischer Journalist wendet sich nun in einem Facebook-Post direkt an den Bürgermeister der Bundeshauptstadt, Michael Müller.
„In Berlin gibt es die Tradition, das Brandenburger Tor in den nationalen Farben derjenigen Länder zu beleuchten, die einen Terroranschlag überwunden haben. So war das nach den Anschlägen in Israel, in der Türkei, Belgien, Großbritannien, Frankreich, den Vereinigten Staaten. Heute habe ich in der Berliner Zeitung gelesen, dass der Berliner Senat, in dessen Verantwortung diese Beleuchtung liegt, es ablehnte, unsere russische Flagge am Brandenburger Tor zu zeigen“, erläuterte Michail Antonow, Korrespondent der russischen Mediengesellschaft WGTRK in Berlin, in einem Video, das er auf Facebook veröffentlichte.
Dabei stand Antonow direkt vor dem Brandenburger Tor, das wie üblich beleuchtet wurde. Ihm zufolge könnte es eine logische Begründung für diese Entscheidung des Senats geben. Zuvor habe am Pariser Platz nämlich eine Demo der rechtsorientierten Opposition stattgefunden.

„Es wäre wirklich seltsam, diese Demo unter Aufrufen zum Rücktritt Merkels durchzuführen, wenn im Hintergrund eine riesige russische Flagge leuchtet.“

Trotzdem begreife der Journalist nicht, warum das Berliner Wahrzeichen nicht nach Ende des Protestes in den russischen Nationalfarben angestrahlt werden konnte.

„Die Demo ist lange vorbei und der Oberbürgermeister der Stadt, Herr Müller, hat aus irgendeinem Grund bislang die Möglichkeit nicht genutzt, einfach Mensch zu sein und aufzuhören, ein Politiker zu sein bzw. das zu tun, was er heute tun muss“, so Antonow.

Laut dem Korrespondenten gibt es in Russland zudem keine andere Stadt, die dermaßen mit Deutschland verbunden ist, wie Sankt Petersburg.

„Es gibt in Russland keine deutschere Stadt als Sankt Petersburg. Es gibt in Russland keine andere Stadt, wo auf einem Quadratmeter so viel europäische Geschichte und Kultur zu finden ist, wie in Sankt Petersburg. Und letztendlich gibt es keine andere Stadt in Russland, die dermaßen von den Deutschen gelitten hatte, wie Leningrad.“

„Na, vielleicht morgen?“, fragt sich Antonow.

Am Montagnachmittag war im Tunnel zwischen den U-Bahn-Stationen „Sennaja Ploschtschad“ und „Technologitscheskij Institut“ eine Bombe explodiert. Dabei kamen nach jüngsten Angaben insgesamt 14 Personen ums Leben, 49 erlitten Verletzungen.
Eine weitere Sprengladung konnte in der Station „Ploschtschad Wosstanija“ entschärft werden. Die Ermittlungsbehörde, die vor allem von einem Terroranschlag ausgeht, hat ein Verfahren eingeleitet. Es würden auch andere Versionen geprüft, hieß es.

Quelle : sputnik.de

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