Damit sprach sich das EU-Parlament, das einem Brexit-Abkommen zustimmen muss, gegen finanzielle Zugeständnisse an London aus. Bei der Debatte über die Resolution am Mittwochvormittag hatte sich außerdem herauskristallisiert, was eine Mehrheit unbedingt vermeiden will: ein Rosinenpicken der Briten, ein Abkommen zulasten der Bürger sowie neue Konflikte um Gibraltar und an der nordirischen Grenze.
Farage verursacht Eklat
Brexit-Befürworter Nigel Farage verglich das EU-Parlament mit der Mafia und löste damit Tumult unter den Abgeordneten aus. Farage störte sich unter anderem daran, dass die spanische Regierung bei den Brexit-Gesprächen ein Vetorecht darüber bekommen soll, ob getroffene Vereinbarungen auch für die britische Enklave Gibraltar in Süden Spaniens gelten. „Mit diesen Forderungen haben Sie gezeigt, dass Sie rachsüchtig und böse sind.“
EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani – ein Italiener – unterbrach den Briten: „Wenn Sie sagen, dass ein Parlament sich wie eine Mafia verhält, dann ist das inakzeptabel.“ Farage antwortete mit einer Anspielung auf Tajanis Nationalität: „Ich verstehe nationale Empfindlichkeiten. Ich ändere es zu „Verbrecher“.“
Der Fraktionschef der Christdemokraten warnte London vor einer harten Verhandlungsposition der EU. „Ein Staat außerhalb der Europäischen Union kann nicht dieselben oder bessere Bedingungen haben als ein Staat innerhalb“, sagte Manfred Weber (CSU). Damit lag er auf einer Linie mit seinem Kollegen von den Sozialdemokraten, Gianni Pittella.
Sorgen machten sich die Abgeordneten über eine „harte Grenze“ zu Nordirland, das Teil des Vereinigten Königreichs ist, sowie den Konflikt um die britische Enklave Gibraltar im Süden Spaniens. „Wo sind wir denn gelandet“, fragte EVP-Fraktionschef Weber. „Sind wir eigentlich noch ganz bei Trost? Wir müssten eigentlich über Digitalisierung, über die Sicherheitsfragen unseres Kontinents reden, und nicht über Debatten der letzten Jahrzehnte.“
Juncker sieht sich als Fürsprecher der Betroffenen
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker versprach: „Die Kommission wird Fürsprecher der direkt Betroffenen diesseits und jenseits des Kanals sein.“ Arbeitnehmer, Unternehmer, Studenten und Rentner dürften nicht den Preis für einen EU-Ausstieg Großbritanniens zahlen. „Menschen sind keine Verhandlungsmasse“, sagte er. „Sie dürfen nicht zum Faustpfand in den Verhandlungen werden.“
Auch die Abgeordneten machen in ihrer Resolution die Klärung der Rechte von EU-Bürgern in Großbritannien und Briten im EU-Ausland zur Priorität.
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Juncker und EU-Chefunterhändler Michel Barnier betonten bei der Debatte außerdem, dass es keine parallelen Gespräche über ein zukünftiges Abkommen mit Großbritannien geben werde. Ende April wollen die verbleibenden 27 Mitgliedstaaten ihre Verhandlungsleitlinien bei einem Gipfel in Brüssel beschließen.
Quelle : welt.de
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