Jeder sechste Schüler ist Opfer von Mobbing

  20 April 2017    Gelesen: 645
Jeder sechste Schüler ist Opfer von Mobbing
Bisher bewertete die Pisa-Studie vor allem die Leistungen deutscher Schüler im internationalen Vergleich - nun steht deren Lernumfeld auf dem Prüfstand. Und auch in diesem Punkt herrscht Nachholbedarf. Denn Mobbing gehört für viele zum Schulalltag.
Bisher bewertete die Pisa-Studie vor allem die Leistungen deutscher Schüler im internationalen Vergleich - nun steht deren Lernumfeld auf dem Prüfstand. Und auch in diesem Punkt herrscht Nachholbedarf. Denn Mobbing gehört für viele zum Schulalltag.

"Für manche ist die Schule ein Ort der Qual", schreiben die PISA-Autoren. Laut Studie gaben 2,3 Prozent der Befragten an, in der Schule herumgeschubst und geschlagen zu werden. Insgesamt sind Jungen im OECD-Schnitt häufiger Mobbing-Opfer in der Schule als Mädchen. Schülerinnen sind allerdings auch stärker von Ausgrenzung und bösen Gerüchten betroffen. "Mobbing müssen wir in Deutschland viel stärker thematisieren, weil es hier oft noch an den Rand gedrängt wird", sagte OECD-Direktor Andreas Schleicher. "Da hilft nur eine Null-Toleranz-Praxis, um deutlich zu machen, dass so etwas nicht akzeptiert wird."

Die meisten Jugendlichen fühlen sich aber an ihrer Schule durchaus wohl. Drei Viertel der Befragten gaben an, sie fühlten sich so, dass sie dazugehörten. Dieser Wert lag leicht über dem OECD-Durchschnitt von 73 Prozent. Mit der PISA-Studie wurde in den vergangenen Jahren in zahlreichen Ländern mehrfach das Leistungsniveau von 15-jährigen Schülern getestet. Erstmals rückten die Bildungsforscher nun Zufriedenheit und Wohlbefinden der Schüler sowie die Frage nach Zusammenhängen mit dem Leistungsvermögen in den Fokus.

Eltern spielen eine wichtige Rolle

Drei Viertel (73 Prozent) der deutschen Schüler gaben demnach an, dass sie mit ihrem Leben zufrieden oder sehr zufrieden seien. Der OECD-Durchschnitt lag hier bei 71 Prozent. Auf einer Zufriedenheitsskala von null bis zehn kamen die befragten 15-Jährigen auf einen Wert von 7,4. Der OECD-Durchschnitt betrug 7,3. "Insgesamt liegt Deutschland im guten Mittelfeld", sagte Schleicher.

Die internationalen Ergebnisse zeigten, dass sich Länder nicht entscheiden müssten, ob die Jugendlichen etwas können oder sich wohlfühlen sollten, sagte Schleicher. Er verwies aber ausdrücklich auf den Einfluss von Eltern und Lehrern. Gerade die Eltern spielten eine "ganz entscheidende Rolle", sagte der OECD-Experte. Vor allem wenn Eltern nur mit ihren Kindern regelmäßig reden und zusammen essen, ist es laut der Studie wahrscheinlicher, dass die 15-Jährigen zufrieden mit ihrem Leben sind.

Lehrerverband sieht Studie kritisch

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Josef Kraus, bezweifelte grundsätzlich den Wert der Untersuchung und forderte, sich daran künftig nicht mehr zu beteiligen. "Ich werde die Kultusministerkonferenz dazu auffordern, sich das Geld für solche Studien künftig zu sparen", sagte Kraus der "Bild"-Zeitung. Solche Studien gehörten ersatzlos gestrichen.

Kraus sprach sich dafür aus, stattdessen die Unterrichtsforschung vor Ort zu unterstützen, um zu erfahren, welche Lernmethode die Beste sei. Die OECD sei "eine Wirtschaftsorganisation und keine Erziehungsmacht". Das sei eine "fürchterliche Selbstdarstellerei, die Millionen kostet und pädagogisch nichts bringt".

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