1300 Tote bei russischen Luftangriffen
Zugleich traf die russische Luftwaffe mit ihren Angriffen demnach 547 mutmaßliche Mitglieder der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Außerdem wurden 381 weitere Kämpfer getötet, die der Al-Nusra-Front - dem syrischen Ableger des Terrornetzwerks Al Kaida - sowie anderen Rebellengruppen angehörten.
Noch Ende Oktober hatte die Beobachtungsstelle von knapp 600 Toten durch die russischen Luftangriffe gesprochen. Die Organisation hat ihren Sitz in Großbritannien und stützt sich auf ein Netzwerk von Aktivisten und Ärzten vor Ort. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite aber wegen der unübersichtlichen Lage in dem Bürgerkriegsland kaum überprüfbar.
Türkei protestiert gegen Angriff
Derweil bestellte die Regierung in Ankara nach russischen Luftangriffen an der türkisch-syrischen Grenze den russischen Botschafter ein und warnte Moskau vor "ernsten Konsequenzen". Wie das türkische Außenministerium mitteilte, wurde Botschafter Andrej Karlow deutlich gemacht, dass Ankara den "sofortigen Stopp dieser Operation" fordere.
Nach Ansicht der türkischen Regierung sind turkmenische Dörfer in der Region Ziel der russischen Luftangriffe. Laut Regierungschef Ahmet Davutoglu wurden dabei "40 turkmenische Dorfbewohner verletzt". Ankara sieht sich als Anwalt und Beschützer der turkmenischen Minderheit im türkisch-syrischen Grenzgebiet.
Derweil beschoss die russische Marine erneut Ziele in Syrien vom Kaspischen Meer aus. 18 Marschflugkörper seien abgefeuert worden, sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu bei einer Beratung mit Präsident Wladimir Putin in Moskau. "Alle Ziele wurden zerstört." Die Marschflugkörper suchen sich ihren Weg dicht über dem Boden. Sie kreuzen die zivile Hauptflugroute zwischen Europa und dem Persischen Golf - allerdings deutlich unter der üblichen Reiseflughöhe.
Anfang Oktober hatte die russische Marine erstmals vom Kaspischen Meer aus angegriffen. Schoigu berichtete von außerordentlich hohen Verlusten, die Terroristen in Syrien angeblich erlitten hätten. Bei einem Angriff mit Marschflugkörpern auf ein Ziel in der Stadt Dair as-Saur im Osten des Landes seien 600 Kämpfer getötet worden, sagte er. In den vergangenen vier Tagen seien 820 Ziele zerstört worden. Unabhängige Bestätigungen für Schoigus Angaben gab es nicht.
Treffen mit Chamenei geplant
Russland verstärkte zuletzt seinen Einsatz in der Region, nachdem Ende Oktober eine russische Passagiermaschine über der Sinai-Halbinsel abgestürzt war. Dabei handelte es sich nach Einschätzung Moskaus um einen Bombenanschlag. Zudem schmiedete das Land nach den Terroranschlägen von Paris eine Allianz mit Frankreich. Am 26. November trifft sich dazu Putin mit seinem französischen Amtskollegen François Hollande in Moskau.
Bereits am kommenden Montag ist auch ein Treffen mit dem geistlichen Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, in Teheran geplant. Bei den Gesprächen soll es um den Kampf gegen den IS in Syrien sowie um bilaterale Fragen gehen, wie Präsidentenberater Juri Uschakow in Moskau erklärte. Konkret nannte Uschakow die Zusammenarbeit beider Länder im Energiesektor sowie bei der Verteidigung.
Der russische Strategiewechsel geht unter anderem auf Erkenntnisse zum Absturz einer russischen Passagiermaschine über der Sinai-Halbinsel Ende Oktober zurück, bei dem es sich nach Einschätzung Moskaus und westlicher Geheimdienste um einen Bombenanschlag handelte.