Der Westen rüstet verbal auf

  23 November 2015    Gelesen: 658
Der Westen rüstet verbal auf
Mit den Terroranschlägen in Paris verschiebt sich der Schauplatz des internationalen Anti-Terror-Kampfes in die Mitte der westlichen Gesellschaft. Und auch wenn Politiker mit dem Wort "Krieg" noch vorsichtig sind: Das verbale Agitieren hat begonnen.
Nach den Terrormeldungen der vergangenen Tage wächst die Unsicherheit: Wie sicher sind Fußballspiele, Weihnachtsmärkte und Innenstädte wirklich? Die Pariser Anschläge vom 13. November, bei denen 130 Menschen getötet wurden, haben gezeigt, dass die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) einen Dschihad gegen Zivilisten führt, nicht gegen Armeen. Mehrere Spitzenpolitiker führender westlicher Nationen rufen die Bürger nun zum Kampf auf - und zwar auf heimischem Boden und mit zum Teil martialischer Wortwahl.

US-Präsident Barack Obama sagte nach dem Asean-Gipfel in Kuala Lumpur, das "stärkste Instrument" im Kampf gegen den IS sei das Bekenntnis, "dass wir keine Angst haben". Es sei von "lebenswichtiger" Bedeutung, Signale auszusenden, "dass die Bösartigkeit einer Handvoll Mörder die Welt nicht davon abbringen kann, ihre Aufgaben zu erledigen". Obama bekräftigte, dass er Ende November am Weltklimagipfel in Paris teilnehmen werde. Die französische Metropole sei "eine der schönsten, verführerischsten Städte der Welt" und könne nicht "von gewalttätigen, verrückten Akten einiger weniger niedergedrückt werden".

"Wir werden das schaffen", sagte Obama und betonte zugleich die Bedeutung von effizienter Geheimdienstarbeit, Raketenangriffen und der Blockade der IS-Finanzströme für die erfolgreiche "Jagd nach Terroristen". Der IS könne Menschen in Angst versetzen, aber er könne Staaten wie Malaysia, Frankreich oder den USA "keinen tödlichen Schlag versetzen". "Wir erliegen nicht der Angst."

Cameron: IS ist "Kopf der Schlange"

Ähnlich äußerte sich auch Bundespräsident Joachim Gauck in einer Rede in Freiburg. Die Terroristen bekämpften "unser westliches Versprechen der Entfaltungsfreiheit", sagte Gauck, "jenes Versprechen, das zugleich Hunderttausende bei uns in Europa Zuflucht vor Terror, Krieg, Gewalt, Recht- und Perspektivlosigkeit suchen lässt." Gerade deshalb sei die Gesellschaft in diesen Zeiten auf Verfechter freiheitlicher Grundsätze angewiesen - auf Männer und Frauen, Persönlichkeiten, die die Freiheit als Grundprinzip verteidigen".

Gauck warb mit Blick auf den anhaltenden Flüchtlingsstrom für einen gegenseitigen "Lern- und Verständigungsprozess, dem wir uns alle - Neuankömmlinge und Einheimische - stellen müssen." Nur so könne die freiheitliche westliche Lebensweise bewahrt werden.

Derweil kündigte der britische Premierminister David Cameron einen umfassenden Plan zum Kampf gegen den IS an. Noch in der nächsten Woche will er nach Informationen des Senders BBC eine Strategie präsentieren, die wohl auch die Ausweitung britischer Luftangriffe auf IS-Stellungen in Syrien beinhaltet. Bislang bombardieren britische Piloten ausschließlich IS-Kämpfer im Irak. Allerdings braucht er die breite Zustimmung des Parlaments – in der Bevölkerung stößt seine solidarische Haltung gegenüber Frankreich auf Wohlwollen.

Einer Umfrage der Zeitung "The Independent" zufolge sind 70 Prozent der Briten für Bombenangriffe, 55 Prozent würden sogar Bodentruppen in Syrien befürworten. Seit den Pariser Terrorattacken gibt sich Cameron kämpferisch wie lange nicht mehr. Den Islamischen Staat bezeichnete er als "Kopf der Schlange", die Ideologie der Dschihadisten als "Todeskult".

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