Taliban-Offensive in Afghanistan: Helfen zusätzlich 5000 US-Soldaten wirklich?

  10 Mai 2017    Gelesen: 1474
Taliban-Offensive in Afghanistan: Helfen zusätzlich 5000 US-Soldaten wirklich?
Die USA werden voraussichtlich ein zusätzliches Militärkontingent nach Afghanistan schicken, schreibt die Zeitung "Iswestija" am Mittwoch.
Am Hindukusch befinden sich derzeit etwa 9000 US-Soldaten und eine geringe Anzahl von Militärs aus anderen Nato-Ländern. Laut diplomatischen Quellen in Washington kämen weitere 5000 Soldaten infrage.

„In Afghanistan ist eine Pattsituation entstanden. Die Taliban, der IS und andere Gruppierungen gehen immer intensiver vor“, sagte ein Insider. „Es wurde eine Frühjahrsoffensive angekündigt. Das Weiße Haus und der Kongress sind mit den Militärs einverstanden.“

Der Afghanistan-Beauftragte des russischen Präsidenten, Samir Kabulow, bestätigte diese Angaben, betonte aber zugleich, dass man in Moskau diesen Schritt für sinnlos halte. „Erst vor kurzem gab es mehr als 100 000 US- bzw. Nato-Soldaten in Afghanistan, und selbst dann konnte die westliche Koalition kaum etwas tun. Was können da schon einige weitere Tausende Soldaten ausrichten?“

Zuvor hatte der US-Kongress die Initiative zum Ausbau der Gruppierung am Hindukusch geäußert. In einer Anhörung im Senat erklärte dies der Befehlshaber der US-Truppen in Afghanistan, John Nicholson. Zugleich stellte er fest, dass die afghanischen Sicherheitskräfte nicht imstande seien, den Taliban- und IS-Kämpfern zu widerstehen. „Uns fehlen einige Tausend Soldaten. Die afghanische Kampagne ist in eine Sackgasse geraten, und wir brauchen zusätzliche Kräfte, um den Gegner zu bezwingen“, so der General.

Die Idee zur Entsendung eines zusätzlichen US-Kontingents nach Afghanistan begrüßt Verteidigungsminister James Mattis. Und Präsident Donald Trump schrieb Mitte April auf Twitter, die US-Armee habe „keine andere Wahl als stark zu werden“.

„Die USA versuchen, irgendwie aus der Sackgasse zu kommen“, sagte der Vizevorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im russischen Föderationsrat (Parlamentsoberhaus), Wladimir Dschabarow. „Sie spüren den Kraftmangel in Afghanistan, und deshalb ist die Aufstockung ihres Kontingents aus ihrer Sicht durchaus logisch.“

Obwohl Washington sein Vorgehen mit Kabul nicht absprechen muss, sind am Hindukusch nicht alle mit der Verlegung von zusätzlichen US-Kräften nach Afghanistan einverstanden. „Afghanistan braucht keine fremden Truppen auf seinem Territorium“, findet beispielsweise der ehemalige Präsident Hamid Karsai. „Wir hoffen, dass die Politik des neuen US-Präsidenten gegenüber Afghanistan anders wird. Es ist sehr wichtig, dass er in der afghanischen Richtung und im Kampf gegen den Extremismus und Terrorismus wirklich mit Russland kooperiert.“

Die Situation in Afghanistan hat sich in letzter Zeit wieder zugespitzt. Radikale Gruppierungen wie IS und Taliban gehen immer heftiger gegen die Behörden in Kabul und die ausländischen Truppen vor. Washington will jetzt den afghanischen Behörden helfen, Kabul und andere Großstädte unter ihrer Kontrolle zu behalten. Es ist allerdings offensichtlich, dass Afghanistan umfassende Verhandlungen unter Beteiligung aller Konfliktseiten und Vertreter anderer Länder der Region dringend braucht.

Quelle. sputniknews.com

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