Höchste Terrorwarnstufe für Brüssel bleibt bestehen

  23 November 2015    Gelesen: 541
Höchste Terrorwarnstufe für Brüssel bleibt bestehen
Aus Furcht vor Attentaten bleibt die höchste Terrorwarnstufe für Brüssel auch am Montag bestehen. Grund sei eine "ernsthafte und unmittelbare Bedrohung", sagte der belgische Regierungschef Charles Michel nach einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrates. Die Schulen in der belgischen Hauptstadt blieben am Montag geschlossen. Auch die U-Bahnen würden zu Wochenbeginn nicht wieder geöffnet. Die höchste Terrorwarnstufe gilt für den Großraum Brüssel.
"Für eine Rückkehr zum normalen Leben wird alles getan", versicherte Michel. Die belgischen Behörden hatten am Wochenende wegen konkreter Hinweise auf einen möglichen Anschlag für die Hauptstadt die höchste von vier Terrorwarnstufen verhängt: Am Samstag und Sonntag fuhren keine U-Bahnen, Märkte blieben geschlossen, ein verstärktes Aufgebot an Polizisten und Soldaten war im Einsatz.

Es habe eine Drohung vorgelegen, dass Attentäter "an verschiedenen Stellen" in Brüssel Anschläge verüben könnten, sagte Michel am Samstag. Er sprach von "vergleichsweise präzisen Informationen" über Planungen für Anschläge, wie sie am 13. November in Paris verübt worden waren. Mögliche Ziele seien "Einkaufsstraßen, Demonstrationen, belebte Orte und Verkehrsmittel". Die Behörden riefen die Bevölkerung zu erhöhter Vorsicht auf.

Zahlreiche Großveranstaltungen wurden abgesagt. Der U-Bahnverkehr wurde auf "Anraten des Krisenzentrums" Ocam auf allen Linien vorübergehend eingestellt. Auch Kaufhäuser, Museen und Kinos blieben geschlossen. Zahlreiche Großveranstaltungen in der Region wurden abgesagt. Der Flughafenbetrieb verlief dagegen normal.

Die Ermittler seien auf der Suche nach "mehreren Verdächtigen", sagte Innenminister Jan Jambon. Im Zusammenhang mit den Pariser Anschlägen sei nicht nur der flüchtige mutmaßliche Attentäter Salah Abdeslam im Visier der Fahnder. Die Gefährdungslage werde genauestens beobachtet.

Die Anhebung der Terrorwarnstufe erfolgte rund eine Woche nach den islamistischen Anschlägen von Paris mit 130 Toten, deren Urheber zum Teil im Brüsseler Brennpunktviertel Molenbeek lebten. Zu den Anschlägen bekannte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).

Der 26-jährige Abdeslam hatte ein Auto angemietet, das nach den Anschlägen in Paris gefunden wurde. Die Ermittler vermuten zudem, dass er dem Attentäter-Kommando angehörte, das dutzende Menschen vor Restaurants und Cafés erschoss. Abdeslams Bruder Mohamed sagte dem belgischen TV-Sender RTBF, die Familie wünsche, dass Salah Abdeslam sich ergebe. So könne er seiner eigenen Familie und den Familien der Opfer "die Antworten" geben, die diese erwarteten. "Wir möchten Salah lieber im Gefängnis sehen als im Grab", sagte der Bruder.

Bei Antalya im Süden der Türkei wurden im Zusammenhang mit den Anschlägen von Paris drei Verdächtige festgenommen. Es handele sich um einen Belgier marokkanischer Abstammung und zwei Syrer, teilte ein türkischer Regierungsvertreter mit. Der 26-jährige Ahmad Dahmani wird demnach verdächtigt, mit den Attentätern "in Kontakt" gewesen zu sein. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Dogan soll der Belgier Anschlagsziele in Paris ausgekundschaftet haben.

Laut einem Bericht der "Voix du Nord" wurde am Samstag im nordfranzösischen Hasnon ein 38-jähriger Mann beigesetzt, der bei den Anschlägen umgebracht worden war. Es war die erste Beerdigung eines Opfers der Pariser Anschläge.

US-Präsident Barack Obama rief zu Entschlossenheit im Kampf gegen Bedrohungen durch gewalttätige Extremisten auf. Das "stärkste Instrument" im Kampf gegen den IS sei das Bekenntnis, "dass wir keine Angst haben", sagte Obama nach dem Asean-Gipfel in Kuala Lumpur. Es sei von "lebenswichtiger" Bedeutung Signale auszusenden, "dass die Bösartigkeit einer Handvoll Mörder die Welt nicht davon abbringen kann, ihre Aufgaben zu erledigen".

Tags:


Newsticker