Der drittgrösste Erdölproduzent im postsowjetischen Raum wurde 2014 und 2015 hart durch den Kollaps des Ölpreises getroffen und konnte den Kurs der Landeswährung Manat nicht mehr verteidigen. Nach zwei Abwertungen und dem Übergang zu einem freieren Wechselkurs ist ein Manat in Dollar inzwischen nur rund die Hälfte so viel wert wie Mitte 2015. Der hohe Anteil an Fremdwährungskrediten stürzte Wirtschaft und Banken in Zahlungsprobleme, die durch die Rezession noch verschärft wurden. Das Bruttoinlandprodukt schrumpfte 2016 um 3,8%. Der Internationale Währungsfonds erwartet für das laufende Jahr einen Rückgang um 1%.
Die IBA meldet für das vergangene Jahr einen Verlust von 1,9 Mrd. Man. (1,1 Mrd. $), hervorgerufen durch ein miserables Zinsgeschäft, Rückstellungen für faule Kredite und vor allem durch die Wechselkursturbulenzen. Wegen seiner Grösse gilt das Institut aber als «too big to fail», obgleich die strukturelle Sanierung allein mit dem immer wieder erfolgten Schliessen von Finanzlöchern nicht getan ist. Zuletzt hat der Staat im Januar rund 350 Mio. $ als zusätzliches Eigenkapital in die Bank gesteckt. Im vergangenen Jahr übernahm er faule Kredite im Wert von knapp 6 Mrd. $; im laufenden ersten Halbjahr sollen marode Papiere über knapp 3 Mrd. $ von der IBA in staatliche Hände wechseln.
Inzwischen konzentrieren sich in der IBA laut der Rating-Agentur Fitch die Probleme des ganzen Sektors, auch wenn einzelne kleinere Banken ebenfalls noch grosse Schieflagen aufweisen und erheblicher Kapitalmangel herrscht. Gemäss Fitch war Ende 2016 rund ein Fünftel aller Darlehen im aserbaidschanischen Bankensektor vom Ausfall bedroht. Wieder sind vor allem die Wechselkursturbulenzen schuld: Kredite in Fremdwährung machten etwa die Hälfte aller vergebenen Darlehen aus. Das notorisch geringe Vertrauen der Aserbaidschaner und der Unternehmen in die eigene Landeswährung hat sich damit ironischerweise in der Krise zwar als gerechtfertigt erwiesen, aber es ist zu einem Mühlstein um den Hals des Landes geworden.
Quelle: nzz
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