Trumps erste Auslandsreise

  19 Mai 2017    Gelesen: 871
Trumps erste Auslandsreise
Donald Trump startet zu seiner ersten Auslandsreise. Naher Osten und Europa, neun Tage, ein Kraftakt. Er will zeigen, dass er die Welt im Griff hat. Die Erwartungen sind so niedrig wie an keinen anderen Präsidenten zuvor.
Eigentlich hasst Donald Trump das Reisen. Die vielen Leute, das ungewohnte Essen, die fremde Kultur. Am liebsten hält er sich in vertrauter Umgebung auf, erzählte seine Tochter Ivanka einmal, in Trump-Hotels und Trump-Golfklubs, und schaut abends im Fernsehen Football. Seine heute beginnende Reise in den Nahen Osten wird die Reise eines Mannes, der sich für die Welt nie interessiert hat.

Üblicherweise besuchen US-Präsidenten nach ihrem Amtsantritt ihre Nachbarn zuerst, Kanada und Mexiko, oder sie fahren zu ihren europäischen Verbündeten. Donald Trump ist kein Mann des Üblichen. Sein erstes Ziel ist Saudi-Arabien, dann Israel und Rom und weiter zum Nato-Treffen nach Brüssel und zum G7-Gipfel nach Sizilien - schon in diesen Etappen liegt die Botschaft. Der Nahe Osten ist die Priorität, erst dann kommen die Partner im Westen.

Neun Tage dauert diese Reise, dieser Kraftakt. Für Trump geht es dabei in erster Linie um Bilder, Szenen, Inszenierungen. Donald mit muslimischen Würdenträgern, Donald an der Klagemauer, Donald im Vatikan, Donald mit den Staatschefs der größten Industrienationen. Es ist eine Flucht vor den Skandalen in der Heimat verbunden mit der Hoffnung, im Ausland zu dem Staatsmann zu werden, der er zu Hause nie mehr werden wird.

Trump wird zwei große Reden halten

Seit zwei Wochen befindet sich Washington im Zustand hypernervöser Fassungslosigkeit. Erst feuerte Trump den FBI-Chef, der gegen ihn und seine Wahlkampfhelfer ermittelte. Dann kam heraus, dass er dem russischen Außenminister Staatsgeheimnisse anvertraute. Anfang der Woche berichtete die "Washington Post", Trump habe dem FBI-Chef offenbar schon vor Monaten nahegelegt, die Untersuchungen gegen ihn einzustellen. Am Mittwoch setzte das Justizministerium einen Sonderermittler ein, der prüfen wird, welche Kontakte Trump und seine Helfer zu den Russen unterhielten. Inzwischen ziehen nicht mehr nur die Demokraten Parallelen zur Watergate-Affäre.

Auf seiner Reise wird Trump zwei große Reden halten, in Riad und Jerusalem. Er will zeigen, dass er präsidial sein kann, dass er die Welt im Griff hat, dass er die Russland-Affäre hinter sich lassen kann. In Riad wird er über den Islam sprechen, was dort mit großer Spannung erwartet wird. Die Rede wird von Trump-Hardliner Stephen Miller mit vorbereitet, der schon den Einreisestopp von Bürgern aus muslimischen Ländern choreografierte. Außerdem hatte Trump noch im Wahlkampf behauptet: "Der Islam hasst Amerika."

Trotzdem wird er in Riad auf Verbündete treffen. Das saudische Königshaus schätzt den Präsidenten wegen seiner Iran-kritischen Äußerungen, auch andere Herrscher in der Region wollen Trump als Partner gegen den Erzfeind in Teheran. Im Gegenzug hofft Trump auf Unterstützung der sunnitischen Welt im Kampf gegen den "Islamischen Staat".

Die Erwartungen an Trump sind niedrig

In Israel erwartet ihn eine Mischung aus Skepsis und Hoffnung. Seit Monaten spricht Trump davon, Frieden in der Region zu schaffen - ein Deal, an dem Generationen von Diplomaten gescheitert sind. Das Problem ist, dass niemand weiß, was Trump will und wofür er steht. Einerseits hat er einen Mann zum US-Botschafter in Israel ernannt, der in der Vergangenheit die radikale Siedlerbewegung unterstützt hat. Andererseits äußert er sich überraschend positiv über Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas. Die beste Erklärung ist: Trump interessiert sich nicht dafür, wie der Frieden zustande kommt, den er seiner Meinung nach definitiv den Menschen schenken wird.

Er ist an einem Deal interessiert, der Weg dorthin ist ihm egal. Seine Analyse der außenpolitischen Großwetterlage lässt sich auf den Satz eindampfen, den er vor einigen Wochen bei einer Pressekonferenz äußerte: "Die ganze Welt ist ein einziger Schlamassel."

Einige der Gastgeber blicken mit Furcht auf die Launen des Präsidenten. Die Nato hat deshalb schon vor Trumps Landung am kommenden Donnerstag beschlossen, während des Treffens die Redezeit pro Staatschef auf zwei Minuten zu begrenzen. Der Mann aus Washington soll sich nicht langweilen. Trumps Herausforderung unterwegs wird sein, sich die Gleichgültigkeit gegenüber seinen Gesprächspartnern nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Die große Frage ist: Schaffen es seine Leute, ihn neun Tage lang von Twitter fernzuhalten?

Trumps Anhänger werden die Fahrt schon dann als Erfolg verkaufen, wenn er sich keinen Aussetzer leistet, nicht ganz so häufig vom Skript abweicht und am Ende nicht allzu viele neue Feinde hat. Die Erwartungen sind schon jetzt so niedrig wie an keinen anderen Präsidenten.

Quelle : spiegel.de

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