Großbritannien ruft höchste Terrorwarnstufe aus

  24 Mai 2017    Gelesen: 447
Großbritannien  ruft höchste Terrorwarnstufe aus
Tausende Menschen haben am Abend in Manchester der Opfer des Anschlags gedacht. Mutmaßlicher Täter war ein 22-Jähriger, der angeblich in der Stadt geboren wurde. Erstmals seit zehn Jahren gilt die höchste Terrorwarnstufe.
Nach dem Anschlag bei einem Pop-Konzert in Manchester hat Großbritannien die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen, zum ersten Mal nach zehn Jahren. Premierministerin Theresa May teilte mit, die Sicherheitsstufe werde von "ernst" auf "kritisch" hochgestuft. Das bedeute, dass ein weiteren Anschlag unmittelbar bevorstehen könne. May sagte mit Blick auf die bisherigen Ermittlungen, dass eine größere Gruppe von Personen hinter der Tat in Manchester stecken könnte. Diese Möglichkeit könne nicht ignoriert werden.

Außerdem würden Polizisten bei bestimmten öffentlichen Veranstaltungen ab sofort durch Soldaten unterstützt. May betonte, die militärischen Kräfte stünden dabei unter dem Kommando der Polizei. Sie wolle die Bevölkerung nicht unnötig beunruhigen, die Vorkehrungen seien aber angemessen und vernünftig, so die Premierministerin. Laut der britischen Nachrichtenagentur PA hat die Regierung die höchste Sicherheitsstufe in den vergangenen knapp elf Jahren zwei Mal ausgerufen - im August 2006 und im Juni 2007. Die Stufe galt jeweils aber nur für wenige Tage.

Die Polizei bestätigte am frühen Abend den Namen des mutmaßlichen Täters: Es soll sich um den 22-jährigen Salman Abedi handeln. US-Behörden zufolge stammt die Familie des Mannes aus Libyen und emigrierte nach England, er selbst kam 1994 in Manchester zur Welt.

Die britische Regierung hält es ausdrücklich für denkbar, dass der Attentäter von Manchester Komplizen hatte. Es sei möglich, dass eine größere Gruppe von Personen für den Bombenanschlag verantwortlich sei, sagte Theresa May. Die Polizei von Manchester nahm am Mittag einen 23 Jahre alten Mann in einem Supermarkt im Stadtteil Chorlton fest, der im Zusammenhang mit dem Terroranschlag stehen soll.

Salman Abedi war britischen Medien zufolge das dritte von vier Kindern. Bekannte beschrieben ihn als zurückhaltend. "Das war ein sehr zurückhaltender junger Mann, er war mir gegenüber immer sehr respektvoll", sagte ein Libyer in Manchester dem "Guardian". Abedis Bruder Ismael sei dagegen "kontaktfreudig" gewesen. Dem Blatt zufolge besuchten die Brüder regelmäßig eine örtliche Moschee. Der Vater sei in der libyschen Gemeinde von Manchester äußerst bekannt gewesen, er halte sich derzeit aber in Tripolis auf. Diese Angaben wurden nicht offiziell bestätigt.

Die Einwohner von Manchester bauen nach dem Terroranschlag, bei dem der Täter 22 Konzertbesucher mit sich in den Tod riss und rund 60 von ihnen verletzte, auf Zusammenhalt. Mehrere Tausend Menschen kamen am Abend auf dem Albert Square im Zentrum der Stadt zusammen zu einer Gedenkfeier für die Opfer. "Wir werden allen Terroristen trotzen", sagte Bürgermeister Eddy Newman in einer Ansprache.

Über die genauen Hintergründe des Attentats ist bislang noch wenig bekannt. Das Konzert der US-Sängerin Ariana Grande in der Manchester Arena war gerade zu Ende gegangen, als sich die Explosion ereignete. Der Mann habe einen selbst gebauten Sprengsatz am Körper getragen und ihn am Montagabend kurz vor Mitternacht im Eingangsbereich der Halle zur Detonation gebracht, teilte die Polizei mit.

Offenbar musste der Täter keine Sicherheitsschleuse passieren, um dorthin zu gelangen. Laut dem "Guardian" soll auf einem Überwachungsvideo zu sehen sein, wie der Attentäter die Manchester Arena betritt.

Er riss auch Kinder und Jugendliche mit in den Tod. Örtliche Behörden teilten mit, unter den Toten sei auch ein achtjähriges Mädchen. Im Kinderkrankenhaus von Manchester werden derzeit 12 schwer verletzte Kinder behandelt. Zahlreiche Opfer schweben noch immer in Lebensgefahr.

Die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) hat den Anschlag für sich beansprucht. "Ein Soldat des Kalifats" habe den Sprengsatz "inmitten einer Versammlung von Kreuzzüglern" platziert, hieß es in einer entsprechenden Mitteilung. Ungereimtheiten in ihren Angaben ließen jedoch Zweifel aufkommen, ob die Extremisten-Miliz wirklich verantwortlich ist.

An der Gedenkveranstaltung am Dienstagabend in Manchester nahmen Politiker aller großen britischen Parteien teil - darunter der Labour-Vorsitzende Jeremy Corbyn, der Chef der Liberaldemokraten, Tim Farron, und die konservative Innenministerin Amber Rudd. Großbritanniens Premierministerin Theresa May hatte Manchester bereits am Nachmittag besucht, um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen.

Quelle : spiegel.de

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