Zudem soll auch der Vater des 22-jährigen Täters, Ramadan Abedi, laut "BBC" in der libyschen Hauptstadt Tripolis festgenommen worden sein. Die gesamte Familie des mutmaßlichen Islamisten stammt ursprünglich aus Libyen. Sie soll sehr religiös gewesen sein und sich in einer Moschee in Manchester engagiert haben. Der Attentäter soll mindestens drei Geschwister haben: Einen älteren Bruder namens Ismail, der in London geboren ist, und den jüngeren Bruder Hashim, der wie die Schwester in Manchester geboren wurde.
"Ich glaube, es ist ganz klar, dass es sich um ein Netzwerk handelt, dem wir nachgehen", sagte der Polizeichef von Manchester, Ian Hopkins. "Es laufen großangelegte Untersuchungen im gesamten Großraum um die Stadt", fügte er hinzu. Die britische Polizei hatte zuvor nach eigenen Angaben bereits sieben Personen im Zusammenhang mit dem Anschlag festgenommen. In Manchester wurden vier Verdächtige verhaftet, eine Person im etwa 25 Kilometer entfernten Ort Wigan. Zuletzt wurde nach einer Razzia in Nuneaton in Zentralengland eine siebte Person festgenommen.
Bau von Bombe erfordert Fachwissen
Auch die Machart des Anschlags deutet auf Helfer des Attentäters hin: Laut einer mit den Ermittlungen vertraute Person erfordere der Bau der bei dem Anschlag verwendeten Bombe ein gewisses Maß an Fachwissen. "Die Sorge ist, dass es da draußen weitere Leute gibt, die ihm beim Bombenbau geholfen haben." Die britische Innenministerin Amber Rudd bezeichnete es ebenfalls als wahrscheinlich, dass Abedi nicht allein gehandelt habe. Der BBC sagte sie, Abedi sei den Behörden bekannt gewesen. Der französische Innenminister Gerard Collomb sprach von "belegbaren" Verbindungen Abedis zum IS, der den Anschlag für sich reklamiert hat.
Auch Premierministerin Theresa May hatte am Dienstagabend mit Blick auf die bisherigen Ermittlungen betont, dass eine größere Gruppe von Personen hinter der Tat in Manchester mit 22 Todesopfern stecken könnte. Diese Möglichkeit könne nicht ignoriert werden. Rudd sagte dann am Mittwochvormittag, es sei "wahrscheinlich", dass der Attentäter nicht alleine gehandelt habe.
Mit dem Zug aus London gekommen
US-Angaben zufolge soll Abedi vor dem Anschlag mit dem Zug von London nach Manchester gefahren sein. Rudd zeigte sich "irritiert", dass Informationen zur Identität des Attentäters zuerst in den USA öffentlich gemacht worden waren. Sie habe die Verbündeten gebeten, keine Details mehr zu nennen, um die Polizeiarbeit nicht zu behindern. Der französische Innenminister Collomb sagte zudem, ihm hätten britische Ermittler berichtet, dass der Attentäter möglicherweise auch nach Syrien gereist sei.
Erstmals seit zehn Jahren wurde die höchste Terror-Warnstufe in ganz Großbritannien ausgerufen. Dies bedeutet, dass ein weiterer Anschlag unmittelbar bevorstehen könnte. Rudd zufolge werden 3800 Soldaten eingesetzt, um Polizisten zu entlasten, damit diese Kontrollgänge machen und ermitteln könnten. In London wurden knapp 1000 Soldaten auf die Straßen geschickt. Der Chef der Anti-Terror-Polizei, Mark Rowley, sagte, die Entscheidung, die Warnstufe zu erhöhen, sei eine Vorsichtsmaßnahme. Er hoffe, dieses Niveau werde wie in der Vergangenheit nicht für eine längere Zeit beibehalten.
Auch Polizistin unter den Opfern
20 Schwerverletzte des Attentats schwebten am Mittwoch noch in Lebensgefahr. Abedi hatte sich den britischen Ermittlungsbehörden zufolge in die Luft gesprengt, als die Zuschauermassen aus einem Popkonzert strömten. Unter den Toten sind viele Jugendliche und Kinder, darunter ein achtjähriges Mädchen. Ein polnisches Paar, das seine Töchter abholen wollte, kam dem polnischen Außenminister zufolge ebenfalls ums Leben.
Zudem kam auch eine Polizistin bei der Terrorattacke ums Leben. Die Frau war laut Polizei privat bei dem Konzert. Deutsche sind nach Erkenntnissen der Bundesregierung nicht unter den Opfern. Der Chef der Gesundheitsbehörde des Großraums Manchester, Jon Rouse, sagte, insgesamt würden noch 64 Verletze behandelt.
Fußballklub streicht Meisterschaftsparade
Das Parlament in London sagte nach dem Heraufsetzen der Terror-Warnstufe alle Führungen und Veranstaltungen mit sofortiger Wirkung ab. Der Fußballklub Chelsea sagte seine für Sonntag geplante Meisterschaftsparade ab.
Für Donnerstagvormittag wurde eine landesweite Schweigeminute angesetzt. Die politischen Parteien kündigten an, ab Donnerstag wieder in den nach dem Anschlag zunächst ausgesetzten Wahlkampf zu treten. Am 8. Juni wird ein neues Parlament gewählt.
Quelle: n-tv.de , kst/dpa/rts
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