Laut einer Mitteilung der US-Botschaft sei ein mit TNT beladenes Auto explodiert. Dabei seien mehrere ausländische Diplomaten, darunter aus Deutschland und Japan, zu Schaden gekommen.
„Dieser Anschlag zeigt, dass die afghanische Regierung nicht in der Lage ist, die Sicherheit in der Hauptstadt zu garantieren“, sagte der Politologe und Experte für Zentralasien, Arkadi Dubnow: „Das ist ein schwerer Schlag gegen das Image der offiziellen Behörden.“
In den letzten Monaten hatte die Konfrontation in der Region ihren wohl höchsten Punkt seit Beginn des Bürgerkrieges erreicht. Im April hatten die Taliban einen Stützpunkt der afghanischen Regierungstruppen bei Mazar-i-Scharif überfallen. Damals kamen etwa 140 Soldaten ums Leben.
Beide Anschläge seien zwar sehr stark gewesen, „aber sie verfolgten verschiedene Ziele“, meint Experte Dubnow. „Die Attacke bei Mazar-i-Scharif war gegen die Militärbehörden gerichtet. Die Kräfte, die für den Anschlag in Kabul verantwortlich sind, wollten der gesamten westlichen Koalition ein Zeichen geben. Sie wollten zeigen, dass die Hilfe des Westens zwecks Stabilisierung des afghanischen Regimes nutzlos ist. Die Situation in der Region hat sich nach 15 Jahren Anwesenheit westlicher Truppen nicht verbessert, sondern möglicherweise sogar noch verschlechtert.“
Der Anschlag in Kabul wurde vor dem Hintergrund der Pläne Washingtons zur Entsendung von weiteren 5000 Soldaten nach Afghanistan verübt. Am Hindukusch befinden sich aktuell etwa 8400 US-Soldaten.
„Einerseits scheint die Verstärkung des Regimes in Kabul ein sinnvoller Schritt zu sein, wenn man die Schwierigkeit dieser Situation für die offiziellen Behörden bedenkt“, so Dubnow weiter. „Es gibt aber auch große Risiken. Die zahlenmäßige Verstärkung der westlichen Kräfte würde den Gegnern des afghanischen Regimes in die Hand spielen, die jetzt ihre terroristischen Aktivitäten auch durch die Anwesenheit ‚ausländischer Okkupanten‘ rechtfertigen könnten.“
Die westliche Koalition sei in einen Zugzwang geraten, wenn jeder neue Schritt für sie selbst und für die Behörden in Kabul schlimme Folgen haben könnte, stellte der Experte fest: „Der einzige Ausweg wäre wohl eine Kombination aus Militärgewalt und friedlichen Verhandlungen.“
Der russische Außenminister Sergej Lawrow erklärte seinerseits, der „neue schreckliche Anschlag“ sei „ein weiteres Warnsignal“, dass man auf jegliche Doppelstandards verzichten und die Aktivitäten aller „äußeren Akteure“ vollwertig koordinieren, die afghanische Regierung im Kampf gegen den Terrorismus unterstützen und jegliche Versuche aufgeben muss, „die Ereignisse um Afghanistan für geopolitische Spiele auszunutzen“.
Quelle : sputnik.de
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