Proteste im Norden Marokkos

  02 Juni 2017    Gelesen: 655
Proteste im Norden Marokkos
Seit dem Tod eines Fischers im vergangenen Jahr kommt es im Norden Marokkos immer wieder zu Demonstrationen. Nun wird der Anführer des Protests festgenommen - was noch mehr Menschen auf die Straßen lockt.
Am sechsten Tag in Folge sind in Marokko tausende Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die Regierung zu demonstrieren. Die Proteste konzentrieren sich auf die Stadt Al-Hoceïma in der nördlichen Rif-Region, wie zahlreiche arabische Medien, darunter Al-Jazeera, berichten. Die Demonstranten fordern demnach die Freilanssung ihres Anführers Nasser Zefzafi, der am Montag gemeinsam mit weiteren Protestführern festgenommen wurde. Die Protestierenden, unter denen laut Al-Jazeera viele Frauen und Kinder waren, skandierten "Wir sind alle Zefzafi" und "Stoppt die Militarisierung".

Bei den aktuellen Protesten wurden nach offiziellen Angaben 40 Menschen festgenommen. Menschenrechtsgruppen nennen eine deutlich höhere Zahl.

Töteten Polizisten einen Fischer?

Gegen den 39-jährigen Zefzafi wurde Haftbefehl erlassen, nachdem er während des Freitagsgebets in einer Moschee den Prediger unterbrochen und weitere Proteste gefordert haben soll. Der Imam hatte ihn persönlich angegriffen, Zefzafi rief lautstark: "Ist das eine Moschee für Gott oder eine Anbetungsstätte der Zentralmacht?". Zefzafi gilt als Gesicht des Protests in der nördlichen Rif-Region, die seit Oktober vergangenen Jahres von sozialen Unruhen heimgesucht wird.

Damals wurde der 31-jährige Fischer Mouchcine Fikri in der Presse eines Müllwagens zerquetscht, nachdem Polizisten seinen Fang beschlagnahmt und in die Presse geworfen hatten. Mit Verweis auf ein Fangverbot hätten die Polizisten den Schwertfisch beschlagnahmt und wollten ihn in der Müllpresse vernichten. Fikri versuchte, seinen wertvollen Fang zu retten. In Marokko kursieren Gerüchte, wonach die Polizisten anordneten, die Presse zu starten, nachdem Fikri hineingesprungen war.

Sein Fall entwickelte sich anschließend zu einer Art Sinnbild für die Willkür und den Machtmissbrauch der Polizei und die wirtschaftliche Hoffnungslosigkeit in vielen Regionen Marokkos. In der nördlichen Rif-Region ist die Arbeitslosigkeit besonders hoch, Korruption grassiert und die Gesundheitsversorgung ist im Landesvergleich unterdurchschnittlich.


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