Kuwait soll Katar aus Krise helfen - Trump lobt Isolation

  07 Juni 2017    Gelesen: 1198
Kuwait soll Katar aus Krise helfen - Trump lobt Isolation
Katar will mit Hilfe Kuwaits die diplomatische und wirtschaftliche Isolation durch die arabischen Golfstaaten durchbrechen.
Allerdings erhöhte US-Präsident Donald Trump am Dienstag den Druck auf das Emirat, indem er die Sanktionen mehrerer arabischer Staaten wegen angeblicher Terror-Unterstützung gegen Katar als seinen Erfolg verbuchte. Die Krise in der ölreichen Golfregion wirkte sich weltweit aus. In Europa verbuchten die Aktienmärkte Verluste, während die Preise für das in Krisenzeiten gefragte Gold stiegen.

Kuwaits Herrscher Scheich Saba Al-Ahmad Al-Dschaber al-Saba sollte noch am Dienstag mit dem saudischen König Salman einen Ausweg aus der die Krise ausloten. Sein Land "glaubt, solche Differenzen zwischen Schwester-Staaten müssen durch Dialog gelöst werden", begründete Katars Außenminister Scheich Mohammed bin Abdulrahman al-Thani die diplomatische Initiative. Als Zeichen des guten Willens verzichte Katar auf Vergeltungsmaßnahmen gegen die von Saudi Arabien, Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain verhängten Sanktionen, sagte er dem Sender Al Dschasira. Zudem hat nach seinen Worten Katars Herrscher Scheich Tamin bin Hamad al-Thani in einem Telefonat mit dem kuwaitischen Herrscher zugesagt, eine Ansprache an die Bevölkerung seines Landes zu verschieben. Allerdings pflegte Scheich Tamin weiter seine Kontakte zur umstrittenen Muslim-Bruderschaft - die von den anderen arabischen Staaten als Feind betrachtet wird. Das katarische Fernsehen zeigte, wie der Scheich den geistlichen Führer der Bruderschaft anlässlich einer Ramadan-Feier umarmte.

TRUMP: ALLE PARTNERLÄNDER DEUTEN AUF KATAR

Trump wertete die Isolierung Katars als persönlichen Erfolg. Bei seinem Besuch im Mai hätten die Golfstaaten ihm zugesichert, eine harte Linie gegen die Finanzierung von Extremismus zu fahren, "alle Anspielungen deuteten auf Katar", hieß es in der Trump-Botschaft: "Vielleicht ist es der Anfang vom Ende des Terrorismus-Horrors". Damit billigte der US-Präsident die Maßnahmen der arabischen Staaten gegen Katar, obwohl das Land einen US-Stützpunkt beherbergt. Zudem steht der Tweet im Widerspruch zu einer Erklärung des US-Zentralkommandos, in dem Katar für die Unterstützung im Kampf gegen den IS gedankt wird. In London kündigte die britische Premierministerin Theresa May scharfe Maßnahmen gegen Regierungen an, die Terror unterstützen würden.

Die Vereinigten Arabischen Emirate forderten Katar zu vertrauensbildenden Maßnahmen auf. "Wir müssen das Vertrauen nach gebrochenen Versprechen wieder aufbauen, wir brauchen dafür einen garantierten Fahrplan", twitterte Außenminister Anwar Gargasch. Es gehe um Sicherheit und Stabilität in der Region. Am Montag hatte die von Saudi-Arabien angeführte Staatengruppe ihre diplomatischen Verbindungen zu Katar abgebrochen und alle Verkehrsverbindungen nach Katar gesperrt. Bürger aus dem Land haben zwei Wochen Zeit, die drei anderen Golfstaaten zu verlassen. Das Bündnis wirft Katar vor, Islamisten und den Erzfeind Iran zu unterstützen, was die Regierung in Doha umgehend zurückwies. Allerdings ist der Vorwurf der Terrorfinanzierung in der Vergangenheit auch gegen Saudi Arabien erhoben worden. Jemen, die Regierung in Ost-Libyen und die Malediven schlossen sich der arabischen Staatengruppe an.

TRUMP BILLIGT OFFENBAR MASSNAHMEN GEGEN KATAR

Weltweit wurden Anleger von der Krise in der wegen ihres Ölreichtums für die Weltwirtschaft bedeutenden Golf-Region unvorbereitet getroffen. Die Kurse an europäischen Aktienbörsen gaben nach, während gleichzeitig der Preis für Gold stieg. Öl-Anleger fürchten nach Experten-Einschätzung, dass die Spannungen die Bemühungen des Förderkartells Opec untergraben, die Produktionsmenge zu begrenzen und das weltweite Überangebot einzudämmen. In Katar gab der Riyal gegenüber dem Dollar nach. Mehrere arabische Banken schränkten ihren Geschäftsverkehr mit katarischen Instituten ein.

In Saudi Arabien entzogen die Behörden Qatar Airways am Dienstag die Lizenz. Bereits am Montag hatte das Staatenbündnis Überflugverbote gegen die Airline sowie andere katarische Flugzeuge ausgesprochen. Es wird mit erheblichen Störungen im Flugplan gerechnet. Qatar Airways ist an der Iberia- und British-Airways-Mutter IAG beteiligt.

AUCH DEUTSCHE INTERESSEN MÖGLICHERWEISE BETROFFEN

Auch in Deutschland wird aufmerksam auf den Machtkampf am Golf geschaut, vor allem aus wirtschaftlichen Gründen. Denn das Emirat ist mit Doha nicht nur ein Drehkreuz für den internationalen Flugverkehr, sondern auch strategischer Investor in Flaggschiffunternehmen wie VW und bei der Deutschen Bank.

Die Hoffnungen der Regierung in Doha ruhen nun auf dem kuwaitischen Scheich Saba. Der Emir hat Jahrzehntelang als Diplomat gearbeitet und sich einen Ruf als Vermittler in verschiedenen regionalen Konflikten erworben. Vergangene Woche, als es erste Anzeichen für die Krise gab, hatte er den katarischen Herrscher empfangen.

Quelle. reuters.de

Tags:


Newsticker