Türkei schickt Truppen nach Katar

  08 Juni 2017    Gelesen: 1189
Türkei schickt Truppen nach Katar
Das türkische Parlament hat in einer kurzfristig anberaumten Sitzung zwei Abkommen mit Katar ratifiziert, wonach die Türkei nach Katar 5.000 Soldaten entsendet. Unterdessen ist am Mittwoch überraschend der iranische Außenminister Dschawad Sarif in Ankara eingetroffen. Geleakte e-mails bringen ein Think-Thank und die Vereinigten Arabischen Emirate in Bedrängnis.
Ankara / TP / AzVision/ - Das türkische Parlament hat wenige Tage nach der Isolation des Emirats Katar durch Saudi-Arabien und fünf weiteren Ländern am Mittwoch zwei Abkommen ratifiziert. Katar, ein Emirat an der Ostküste der arabischen Halbinsel am Persischen Golf, wurde Tage zuvor von Nachbarländern wie Saudi-Arabien, Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) sowie Ägypten diplomatisch wie wirtschaftlich isoliert. Vor allem Saudi-Arabien und Ägypten werfen dem Emirat vor, Terrorismus zu unterstützen und sich vom Iran nicht genug zu distanzieren. Die arabischen Nachbarländer Katars stoßen sich unter anderen an den angeblich guten Beziehungen zum schiitischen Iran und beschuldigen das Emirat, die Terrormiliz IS in Syrien zu unterstützen. Katar weist die Vorwürfe weit von sich.

Nur wenige Tage nach der Isolation des Emirats, ratifizierte das türkische Parlament kurzfristig anberaumt zwei Abkommen mit Katar, die bereits Mitte 2016 gemeinsam unterzeichnet wurden. Die Abkommen betreffen die Ausbildung des Militärs sowie den ständigen Einsatz von 5.000 türkischen Soldaten auf katarischen Territorium. Ferner sind Truppenübungen geplant und die lokalen Sicherheitsbehörden des Landes sollen durch die türkische Gendarmerie ausgebildet werden. Katar selbst hat ca. 11.500 Soldaten unter Waffen.
Die Türkei hatte auf die Isolation des Emirats erst verhalten reagiert und die Parteien gebeten, die Krise im gemeinsamen Dialog zu überwinden. Am Dienstag positionierte sich der türkische Staatspräsident Erdogan vor Katar und erklärte, wenn das Land Terrorismus unterstütze, er selbst entsprechende Schritte bereits unternommen hätte. Die Isolation des Landes helfe keiner Partei, verhärte nur die Fronten und nütze der Region überhaupt nicht. Erdogan, der derzeit im Rat der Golfregion den Vorsitz hält, kündigte an, mit den Staatschefs der betroffenen Länder Kontakt aufzunehmen und eine einvernehmliche Lösung zu suchen.
Unterdessen traf am Mittwoch überraschend der iranische Außenminister Dschawad Sarif in Ankara ein, um mit seinem türkischen Amtskollegen Cavusoglu zusammen zu kommen. Aus diplomatischen Kreisen heißt es, dass der iranische Außenminister den Syrien-Konflikt sowie andere regionale Themen ansprechen wolle. Der Besuch während der diplomatischen Krise zwischen Katar und seinen Nachbarländer hat in der Türkei aufgrund der Vorwürfe Saudi-Arabiens und Ägyptens für Aufsehen gesorgt. Mehrere Journalisten in der Türkei sprechen von einer Isolation Katars, die indirekt auch die Türkei treffen soll. Unter anderem wird dabei auf den Waffendeal zwischen Saudi-Arabien und den USA Bezug genommen. Nur wenige Wochen zuvor hatte Saudi-Arabien eine Kaufoption von Waffen aus der Türkei überraschend storniert.

Für Verwirrung sorgte nun ein Bericht der Brookings Institution, einer Denkfabrik in den Vereinigten Staaten mit Sitz in Washington D.C., wonach die Trump-Regierung keinen neuen 110 Milliarden US-Dollar schweren Waffenhandel mit Saudi-Arabien unterzeichnet habe. Bruce Riedel, einer der Experten der führenden amerikanischen Denkfabrik behauptet, bei dem Waffenabkommen handle es sich um Abkommen, die bereits während oder weit vor der Obama-Regierung getätigt worden seien. Riedel stützt sich dabei auf Aussagen und Kontakte mit Vertretern der Verteidigungsindustrie und US-Kongressmitgliedern. Demnach sei kein neuer Waffenhandel zustande gekommen, vielmehr eine Reihe von Absichtserklärungen. Brookings Institution spricht dabei von "fake news".

Katar selbst hat nach der Isolation des Landes erklärt, dass das Land gut vorbereitet sei, um solche Krisen zu überwinden. Die Isolation werde das Land zwar treffen, aber man werde sich durch Drohgebärden und ein Ultimatum nicht beirren lassen. Laut der Handelskammer von Katar kann der Golfstaat einen Boykott zwölf Monate lang durchstehen.

Saudi-Arabien hatte wenige Tage nach der Ankündigung der Isolation Katars dem Land ein Ultimatum gestellt. Die Regierung von Saudi-Arabien fordert, dass Katar seine Unterstützung für islamistische Organisationen wie die palästinensische Hamas und die ägyptischen Muslimbrüder einstellt sowie sich nicht in die inneren Angelegenheiten der Nachbarländer mehr einmischt. Darüber hinaus soll der TV- und Radio Sender Al-Jazeera in Katar verboten werden, so der saudische Außenminister Adel al-Dschubair
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In Katar selbst wird weiterhin der Grund hinterfragt, wie der staatliche katarische Online-Nachrichtensender gehackt werden konnte, worin Äusserungen der katarischen Regierung getätigt worden sein sollen, die Saudi-Arabien nun als Hauptursache der Isolation anführt. Die Regierung in Katar weist weit von sich, etwaige Äusserungen getätigt zu haben, die in Zusammenhang mit der saudischen Königsfamilie oder dem Iran stehen. Al-Jazeera berichtet, dass das Land auch die Hilfe des FBI in Anspruch genommen habe, um den Hackerangriff zu verifizieren. Indes wies Russland eine Verwicklung in den Hackerangriff auf Katar entschieden zurück. Zuvor hatte der US-Fernsehsender CNN berichtet, dass möglicherweise russische Hacker die Krise zwischen Katar und anderen arabischen Staaten ausgelöst hätten. CNN ließ aber offen, ob die US-Ermittler dahinter eine kriminelle Gruppe vermuten oder die russischen Sicherheitsdienste selbst. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bezeichnete die Berichte über eine mögliche Verwicklung russischer Hacker als Lüge.

Al-Jazeera berichtete ferner am vergangenem Sonntag über geleakte e-mails des Botschafters der Vereinigten Arabischen Emirate, Yousef al-Otaiba. In den e-mails über die der britische "The Intercept" berichtete, wird angedeutet, wie man die Macht Katars in der Region destabilisieren kann, einschließlich unter Mitwirkung von Journalisten. In dem Papier wird unter anderem erörtert, wie man Katar und Kuwait vorwerfen kann, Terrorismus zu unterstützen. Die e-mails wurden eine Woche nach dem Hackerangriff auf Katar veröffentlicht. In den e-mails wird auch die Türkei und deren Rolle in Zusammenhang mit dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan erörtert.

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