Irak verkündet das Ende des Kalifats

  30 Juni 2017    Gelesen: 442
Irak verkündet das Ende des Kalifats
Heute vor drei Jahren ruft IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi in Mossul das Kalifat aus. Jetzt verkündet der irakische Premier das Ende des Pseudo-Staates.

Nach der Eroberung der zerstörten Großen Moschee von Al-Nuri in Mossul hat der irakische Premierminister Haider al-Abadi das selbstausgerufene Kalifat der Terrororganisation Islamischer Staat für beendet erklärt. "Ihr erfundener Staat ist zusammengebrochen", sagte ein Militärsprecher wenig später im staatlichen Fernsehen.

In der von IS-Kämpfern vergangene Woche gesprengten Moschee hatte ihr Anführer Abu Bakr al-Bagdadi vor genau drei Jahren einen islamischen Gottesstaat für Teile Syriens und des Irak ausgerufen. Einige Tage später zeigte sich IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi bei einer Freitagspredigt in der Großen Moschee erstmals öffentlich. Die Millionenmetropole Mossul diente dem IS als faktische Hauptstadt im Irak.

Spezialeinheiten kontrollierten nun das gesamte Moschee-Gelände sowie die Bezirke Al-Hadba und Sirdschchana, sagte ein Kommandeur. Ministerpräsident Haider al-Abadi erließ den Befehl, "die Schlacht zu Ende zu bringen". Die Regierung geht davon aus, dass dies in den kommenden Tagen geschehen wird.Die IS-Kämpfer sind Militärschätzungen zufolge auf etwa 40 Prozent der Altstadt oder ein Prozent des gesamten Stadtgebietes zurückgedrängt worden. Unterstützt werden die irakischen Verbände am Boden und in der Luft von der US-geführten Anti-IS-Koalition.

Rakka ist eingekesselt

Die Islamisten hatten angesichts des Vorrückens der irakischen Einheiten die mittelalterliche Moschee gesprengt. Auf ihrem schiefen Minarett wehte bis dahin die schwarze IS-Fahne. Vergangene Woche wurde die Zahl der IS-Kämpfer in der Stadt auf 350 geschätzt, davon dürften mittlerweile aber viele getötet worden sein.

Die Offensive zur Rückeroberung Mossuls begann vor acht Monaten. Tausende Zivilisten wurden seither getötet. Rund 900.000 Menschen, rund die Hälfte der ursprünglichen Bevölkerung, ist vor den Kämpfen geflohen. Die verbliebenen Menschen sehen sich Hunger und Tod ausgesetzt. Kämpfer des IS verstecken sich unter der Zivilbevölkerung und missbrauchen Einwohner als menschliche Schutzschilde. Nach wie vor kontrolliert der IS Gebiete im Westen und Süden der Stadt.

Auch die Hauptstadt des IS in Syrien, Rakka, wird derzeit mit US-Unterstützung von kurdischen Milizen belagert. Die Stadt sei inzwischen komplett eingekesselt, berichten Beobachter. Der US-Sonderbeauftragte für den Kampf gegen den IS, Brett McGurk, sagte bei seinem Besuch der kurdischen Streitkräfte nahe Rakka, er erwarte einen langen und harten Kampf. Die Eroberung von Rakka werde nach seiner Ansicht jedoch nicht so lange dauern, wie die Rückeroberung Mossuls. McGurk rechnet damit, dass sich noch eine große Anzahl ausländischer Kämpfer in Rakka befindet. "Wir gehen davon aus, dass diese Personen bis zum Tod kämpfen werden", sagte der US-Gesandte im Interview mit dem arabischen Sender Al Aan. "Unsere Mission ist es, dass diese Kämpfer Rakka nicht lebendig verlassen".

Al-Baghdadi: Tot oder in Al-Qaim?

Hochrangige Funktionäre des IS hätten nach Ansicht des US-Militärs die Hochburgen Rakka und Mossul jedoch längst verlassen. Nach Darstellung Russlands und des Iran wurde IS-Chef Al-Baghdadi am 28. Mai höchstwahrscheinlich bei einem Luftangriff auf Rakka getötet. Aus irakischen und US-Militärkreisen gibt es dafür keine Bestätigung und es heißt, er habe sich zusammen mit anderen ranghohen Terroristen in das irakisch-syrische Grenzgebiet um Al-Qaim am Euphrat zurückgezogen.

Entlang des Flusses hält der IS noch eine Reihe von Hochburgen in Syrien. Doch auch dort gerät die Miliz zunehmend unter Druck. Von Südwesten her nähern sich die Truppen Assads mit russischer Unterstützung schnell dem Gebiet. In den vergangenen Wochen hat die Armee östlich von Palmyra tausende Quadratkilometer Gelände zurückerobert.

Quelle: n-tv.de , bdk/rts/dpa

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