Um auf dem Balkan diesen Einfluss durchzusetzen, nutzen die Russen laut dem Botschafter einen Katastrophenschutzverein in der Stadt Nis südöstlich von Belgrad: Das Russisch-serbische Hilfszentrum (RSHZ). Gegründet wurde es im April 2012 durch eine Vereinbarung zwischen Moskau und Belgrad.
Ziel des Vereins: Schnelle Katastrophenhilfe und Kampfmittelräumung in Serbien und der gesamten Balkanregion. Allein bei Überschwemmungen im Mai 2014 hatten die Rettungsmannschaften dieses Zentrums innerhalb von zwei Tagen mehr als 2.000 Menschen evakuiert.
Dieses Engagement sieht das US-Außenministerium als einen Versuch Russlands, „seinen Einfluss in der Region zu stärken und die Beziehungen der Balkanländer mit dem Westen zu untergraben“, sagte Hoyt Brian Yee, stellvertretender Assistent des US-Außenministers, bei einem Treffen mit Aleksandar Vucic.
Solche Seitenhiebe der USA gegen das Hilfszentrum kommen immer öfter. Die Sprecherin des russischen Außenamts, Maria Sacharowa, sprach von „absurden Vorwürfen in schlechtester Tradition des Kalten Krieges“. Es werde der Eindruck erweckt, als sei das Zentrum „ein russisches Spionagenest auf dem Balkan“, das die US-Truppen in Kosovo gefährden könne.
Die Position der US-Amerikaner – auf den Punkt gebraucht – lautet also: Alles Russische ist potenziell gefährlich. Selbst die offensichtlich friedlichsten Vorhaben Russlands müssen erstickt werden, je mehr, desto besser – für alle Fälle.
Möglicherweise reagiert die serbische Regierung auf diesen Druck von außen und erteilt den Mitarbeitern des Hilfszentrums deshalb seit fünf Jahren keinen Diplomatenstatus.
Die USA machen derweil gar keinen Hehl daraus, dass ihre Einschätzungen zu Russlands Rolle auf dem Balkan im Grunde Forderungen an Serbiens Führung sind. Der US-Botschafter nimmt sich heraus, darüber zu schwadronieren, wie die serbische Regierung mit Russland umzugehen habe: „Wenn das ein Hilfszentrum ist, dann brauchen seine Mitarbeiter doch keinen Diplomatenstatus, oder?“, sagte er RTV.
Kein Sonderstatus für russische Helfer, dafür aber ein Sonderstatus für Nato-Kräfte – das passt im Weltbild des US-Diplomaten bestens zusammen. 2015 hatte das serbische Parlament ein Abkommen mit der Nordatlantischen Allianz ratifiziert, das sog. Status of Forces Agreement. Dieses Abkommen nimmt Serbien in die Pflicht wie ein vollwertiges Nato-Mitglied – ohne dem Land allerdings die vollen Mitgliedsrechte einzuräumen.
Demnach darf die Nato „Militärmissionen“ – also schlicht Truppen – auf serbischem Boden stationieren. Dadurch wird Serbien de facto zu einem Nato-Mitglied, wohlgemerkt ohne Rechte – dafür aber mit einem ganzen Katalog an Pflichten: Russland zurückzudrängen, selbst wenn es in friedlichster Absicht nach Serbien gekommen ist, gehört auf jeden Fall dazu.
Quelle. sputniknews.com
Tags: