Die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) veröffentlichte einen Bericht über den Vorfall im April in der Stadt Chan Scheichun, in dem die Regierung in Damaskus für den Tod von friedlichen Einwohnern verantwortlich gemacht wurde. Die Opposition warf den Regierungstruppen nun auch den Einsatz von Chlor gegen Regimegegner in der Nähe der syrischen Hauptstadt vor. Damaskus weist die Vorwürfe zurück. Moskau warnt vor möglichen Provokationen – das Thema Giftgasangriffe in Syrien könnte die Gespräche der Präsidenten Putin und Trump beim G20-Gipfel in Hamburg belasten.
Informationen über den Chlor-Einsatz durch syrische Truppen bei einem Zusammenstoß mit Oppositionellen nahe Damaskus tauchten am Samstag unmittelbar auf mehreren oppositionellen Webseiten auf. Bei dem Angriff wurden rund 30 Menschen verletzt. Das syrische Kommando wies die Vorwürfe sofort zurück und warf den Opponenten die Verbreitung von manipulierten Beschuldigungen vor, deren Ziel die Ablenkung der Aufmerksamkeit von den Erfolgen der Regierungstruppen bei der Offensive gegen die Terroristen ist.
Auch das Zentrum zur Versöhnung der sich gegenseitig bekämpfenden Seiten wies die Vorwürfe gegen Damaskus zurück.
„Am 1. Juli am Abend befand sich im Stadtviertel al-Kabbas, das an die Ortschaft Ain et-Term grenzt, eine Gruppe von Offizieren des Versöhnungszentrums. Es wurde kein Einsatz von C-Waffen durch die Regierungstruppen aus diesem bzw. benachbarten Gebieten festgestellt“, hieß es im Zentrum.
Die Informationen über den Chlor-Einsatz gegen die Regimegegner wurden vor dem Hintergrund der entflammten Diskussionen verbreitet, wer hinter dem Chemiewaffenangriff vom 4. April in Chan Scheichun steht. Am Donnerstag hatte die OPCW einen Bericht über die Tragödie in Chan Scheichun verbreitet, bei der 80 Menschen ums Leben kamen und weitere 200 verletzt wurden. In dem Bericht wird Damaskus die Verantwortung dafür zugeschoben.
Die syrischen Behörden verurteilten den OPCW-Bericht und forderten von dieser Organisation einen gerechten und glaubwürdigen Report.
Eine ähnliche Einschätzung ist auch in der Stellungnahme des russischen Außenministeriums zu finden. Wie es in der Mitteilung heißt, basieren die Schlussfolgerungen des Berichts auf ziemlich fragwürdigen Angaben, die nicht mittels Ermittlungen in Chan Scheichun, sondern aus dem Ausland erhalten wurden – von Kräften, die für ihre kritische Einstellung zu Damaskus bekannt sind.
Auch der russische Außenminister Sergej Lawrow nahm Stellung zum OPWC-Bericht:
„Sie wissen nicht, wie der Giftstoff Zarin dort auftauchte, verstehen sie? All die Monate wurde die Atmosphäre angeheizt“, sagte Lawrow.
Moskau schlug in diesem Zusammenhang vor, den OPCW-Bericht auf Expertenebene zu analysieren und anschließend bei einer Sondersession des OPCW-Exekutivrats und bei der Sitzung des UN-Sicherheitsrats zu besprechen.
Angesichts der Tatsache, dass bereits in den kommenden Tagen es zu einer neuen Welle des Informations- und diplomatischen Kriegs um Chemiewaffenangriffe in Syrien kommen kann, könnte dieses Thema die ersten Gespräche der Präsidenten Wladimir Putin und Donald Trump beim G20-Gipfel in Hamburg belasten. Die USA und Russland haben nach eigener Auskunft bei dieser Frage gegenteilige Positionen – während Washington den Schuldigen in Damaskus sieht, spricht Moskau von Provokationen, um Präsident Baschar Assad weiter unter Druck zu setzen.
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