Maschinen am Körper: Exoskelette halten Einzug in Automobilindustrie

  04 Juli 2017    Gelesen: 1812
Maschinen am Körper: Exoskelette halten Einzug in Automobilindustrie
Terminator in der Werkstatt? So weit gehen Autohersteller wie BMW in der Produktion nicht, aber der Einsatz von Exoskeletten verringert schon heute die körperliche Belastung bei verschiedenen Arbeitsgängen und beugt schweren Gesundheitsproblemen vor.
Die Montage von Autos ist ein Knochenjob, die Werkarbeiter müssen dabei oft in unnatürlichen Stellungen arbeiten. Die Folge: Muskel- und Skeletterkrankungen, die bei der Arbeit belasten und bis hin zur Arbeitsunfähigkeit führen können. Etliche Autohersteller, darunter die deutschen Automarken BMW und Audi, haben deshalb eine junge innovative Technologie in ihre Produktion einfließen lassen: Exoskelette.

„Ein Exoskelett ist ein bewegungsunterstützender Anzug, der am Körper getragen wird“, erklärt Christian Dahmen, Experte für Exoskelette bei BMW, gegenüber Sputnik. „Über diese Struktur werden Kräfte, die normalerweise auf den menschlichen Körper wirken, über das Exoskelett abgeleitet.“

Im BMW-Werk in Spartanburg kommen zu dem Zweck verschiedene Exoskelette zum Einsatz, je nach Tätigkeit des Arbeiters.



Derzeit werden zwei Typen von Exoskeletten in der Automobilindustrie verwendet. Das eine unterstützt die Oberarme und den Rücken und wird bei allen Tätigkeiten über Schulterhöhe eingesetzt, so beispielsweise bei der Über-Kopf-Montage. Hier müssen die Arme lange und intensiv in die Höhe gehalten werden, was zu starken Anspannungen führt und auch gesundheitliche Folgen haben kann.

Der zweite Typ Exoskelett, der auch bei Audi zum Einsatz kommt, unterstützt die Beine und soll vor allem in der hockenden Stellung entlasten. „Man führt den Stuhl sozusagen an den Beinen mit“, sagt Dahmen. „Wenn man sich das Exoskelett an die Beine schnallt, hat man schnell die Möglichkeit, sich hinzusetzen, aber auch gleich aufzustehen und zu laufen.“ Dadurch werden die Sitzanteile bei der Arbeit erhöht und die körperliche Belastung verringert.

Das Feedback der Mitarbeiter bei BMW ist laut Dahmen positiv, interne Umfragen hätten ergeben, dass die Mitarbeiter die Exoskelette gerne und freiwillig nutzten. Das viele positive Feedback habe dazu geführt, dass nach einigen Erprobungen die Technologie in den regulären Betrieb übergegangen sei. Das dürfte auch nicht verwundern, denn die Exoskelette können Muskel-Skelett-Erkrankungen vorbeugen, die oft Folgen dieser Tätigkeiten sind.

Derzeit werden bei BMW nur passive Exoskelette verwendet, die mechanisch unterstützen, aber den Arbeiter nicht etwa stärker machen, indem Maschinenkraft zur Muskelkraft hinzukommt. Letzteres sind die aktiven Exoskelette, die mit Motoren und Sensorik ausgestattet und auf eine Energiezufuhr angewiesen sind. Terminatoren laufen also noch nicht in den Werken der Autohersteller herum. BMW will als nächstes Exoskeletttypen in Betracht ziehen, die beim Heben und Tragen schwerer Lasten sowie beim Beugen zum Einsatz kommen.

Quelle. sputniknews.com

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