“Lohberger Brigade“: Paris-Attentäter hatten enge Kontakte zu deutschen Islamisten

  28 November 2015    Gelesen: 1891
“Lohberger Brigade“: Paris-Attentäter hatten enge Kontakte zu deutschen Islamisten
Der mutmaßliche Drahtzieher der Pariser Attentate hielt sich mehrfach in Deutschland auf. Nach Informationen des SPIEGEL hatte Abdelhamid Abaaoud enge Verbindungen zu Islamisten aus NRW - der sogenannten "Lohberger Brigade".
Der Terrorist Abdelhamid Abaaoud und seine Mitstreiter aus Belgien und Frankreich kannten nach Informationen des SPIEGEL die sogenannte Lohberger Brigade gut, eine Gruppe junger Männer aus dem Dinslakener Stadtteil Lohberg. Die deutschen Islamisten waren 2013 nach Syrien in den Dschihad gezogen.

Bislang war über mögliche Deutschlandbezüge der Pariser Attentäter nur sehr wenig bekannt. Demnach hatte Abaaoud, der mutmaßliche Drahtzieher der Terrorserie, 2007 und 2008 jeweils ein Auto in Köln gekauft und nach Belgien überführt. Zudem war er 2014 über den Flughafen Köln/Bonn in die Türkei gereist. Mehr Erkenntnisse hat die Bundesregierung offenbar nicht.`

Laut Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) gäbe es "nach dem derzeitigen Ermittlungsstand keinen Bezug zwischen Deutschland und den Anschlägen in Paris", sagte Maas der "Welt am Sonntag" (WamS). Die Ermittlungsbehörden gingen aber weiter allen Hinweisen nach.


Doch bereits im Frühjahr 2014 wohnten Abaaoud und seine Mitstreiter im nordsyrischen Asas sogar zusammen mit einigen Mitgliedern der "Lohberger Brigade" im selben Haus. Im Februar 2014 posierten Abaaouds Gruppe und Mustafa K. vor derselben Statue im Stadtzentrum von Asas mit abgeschlagenen Köpfen für Fotos. Abaaoud wurde am 18. November bei einer Razzia in der Pariser Vorstadt Saint Denis getötet.

Justizminister Maas will keine schärferen Gesetze

In einem vertraulichen internen Papier der Bundesregierung vom 23. November heißt es zu den Terrorakten in Paris: "Wir müssen davon ausgehen, dass es sich um die erste koordinierte Anschlagserie des sog. Islamischen Staates in Europa handelt. Das konzertierte Vorgehen und die verwendeten Tatmittel deuten auf gut ausgebildete und zu allem entschlossene Täter sowie eine längere hoch konspirative Tatplanung hin."

Auch "Deutschland ist ein potenzielles Anschlagsziel", sagte Maas gegenüber der WamS. Forderungen nach schärferen Sicherheitsgesetzen lehnte er ab. "An solcher reflexhaften Debatte möchte ich mich in keiner Weise beteiligen", so der SPD-Politiker. In Deutschland gebe es bereits ein äußerst scharfes Terrorismusstrafrecht. "Deswegen sind wir uns in der Bundesregierung einig, dass die erst vor kurzem beschlossenen Verschärfungen konsequent angewendet werden sollen." Bereits jetzt liefen beim Generalbundesanwalt etwa 120 Ermittlungsverfahren gegen knapp 200 Beschuldigte im Zusammenhang mit dem Konflikt in Syrien und dem Irak.

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