„Weltweit gibt es derzeit 32 Staaten, die über die erforderliche industrielle und technische Grundlage für die Entwicklung von Raketen mittlerer und kürzerer Reichweite verfügen und dabei nicht vom INF-Vertrag umfasst sind. Deshalb wird Amerikas Ausstieg aus dem Vertrag ein Raketen-Rennen mittlerer und kürzerer Reichweite bedeuten, denn ohne diesen Vertrag wird es zu einer Kettenreaktion kommen. Die Amerikaner sind an diesem Rennen zum Teil interessiert, denn unter diesen 32 Ländern gibt es ihre Nato-Verbündeten. Außerdem werden die Amerikaner ihre bodengestützten Marschflugkörper, die derzeit durch den Vertrag verboten sind, in Westeuropa stationieren können – so ist ihr Interesse“, so Kosin.
Anfang der laufenden Woche hatte der US-Senat die Möglichkeit eines Verzichts auf jenen INF-Paragraphen besiegelt, der die Produktion von Startvorrichtungen für Raketen mittlerer und kürzerer Reichweite verbietet. Im Pentagon-Etatentwurf für das Finanzjahr 2018 wurde eine entsprechende Änderung vorgenommen, wie die russische Onlinezeitung vz.ru berichtet.
Die USA sehen sich zu solchen Maßnahmen berechtigt, denn aus ihrer Sicht verstößt Russland gegen den Vertrag. Anfang April hatte John Hyten, Chef des United States Strategic Command, im US-Kongress gesagt, im russischen Gebiet Wolgograd und in einer weiteren Region seien Raketensysteme stationiert worden, die den „größten Teil von Kontinentaleuropa“ gefährden könnten.
Zuvor hatte die US-Presse einen nicht namentlich genannten Beamten des Weißen Hauses mit den Worten zitiert, Russland habe bereits zwei Einheiten neuer Marschflugkörper geheim aufgestellt, die im Westens als SSC-8 bezeichnet werden.
Russland weist die Vorwürfe zurück – und wittert seinerseits, dass die USA gegen den Vertrag verstoßen. Außenminister Sergej Lawrow sagte in der laufenden Woche:
„Wir haben den Verdacht mit mindestens drei Anhaltspunkten, dass die Amerikaner Waffensysteme entwickeln, die die Verpflichtungen im Sinne des Vertrags verletzen bzw. verletzen könnten.“
Vz.ru konkretisiert, worum es sich beim russischen Verdacht handelt. Erstens geht es um die Stationierung bodengestützter Startvorrichtungen Aegis Ashore in Rumänien – sie wären in der Lage, auch Tomahawk-Mittelstreckenraketen abzufeuern. Zweitens haben die USA Gefechtsdrohnen, die von ihren Parametern her mit bodengestützten Marschflugkörpern vergleichbar wären. Drittens sieht Moskau Hinweise darauf, dass manche Raketenabwehr-Übungen der USA mit Raketen als Zielscheiben nur einen Deckmantel ausmachen, um für Raketeneinsätze mittlerer und kürzerer Reichweite zu trainieren.
Quelle:sputnik.de
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