Spanien liefert Akhanli nicht an die Türkei aus

  13 Oktober 2017    Gelesen: 748
Spanien liefert Akhanli nicht an die Türkei aus
Die Türkei forderte von Spanien die Auslieferung von Dogan Akhanli. Doch das Justizministerium in Madrid hat jetzt entschieden, den deutschen Schriftsteller nicht an Ankara zu überstellen.
Der deutsche Schriftsteller Dogan Akhanli wird nicht von Spanien an die Türkei ausgeliefert. Das teilte das spanische Justizministerium am Freitag in Madrid mit.

Der Ministerrat in Madrid habe entsprechend eines Vorschlags von Justizminister Rafael Catalá entschieden, das Auslieferungsverfahren an die Türkei nicht fortzusetzen, heißt es in einer Erklärung, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Akhanli war am 19. August bei einem Spanienurlaub wegen eines türkischen Fahndungsaufrufs festgenommen worden. Einen Tag später wurde er freigelassen, musste sich seither aber wöchentlich bei der Polizei melden. Die Türkei wirft ihm Beteiligung an einem Raubmord vor. Akhanli bestreitet das und sieht politische Motive hinter dem Auslieferungsantrag.

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel begrüßte die Entscheidung Spaniens. "Ich bin sehr erleichtert und freue mich, dass das spanische Kabinett das Auslieferungsverfahren der Türkei für Herrn Akhanli nicht mehr weiterführen will", sagte Gabriel. Damit Akhanli ausreisen könne, müsse jetzt das zuständige Gericht die bisherigen Auflagen noch aufheben. "Ich hoffe, dass dies nun schnell und unkompliziert passiert, so dass Herr Akhanli nach Deutschland zurückkehren kann." Akhanli wird offenbar am kommenden Mittwoch nach Köln zurückreisen.

Akhanli wurde 1957 im Nordosten der Türkei geboren, wuchs in Istanbul auf und flüchtete 1991 nach Deutschland, wo er seither in Köln und Berlin lebt. Als einer der ersten Schriftsteller thematisierte er in seiner Romantrilogie "Die verlorenen Meere" den Völkermord an den Armeniern vor einem Jahrhundert. Die Vorwürfe der Türkei gegen ihn sieht er deshalb als politisch motiviert.

In den Fall hatte sich nach der Festnahme umgehend auch die Bundesregierung eingeschaltet. So drangen deutsche Diplomaten in Madrid auf Wunsch von Gabriel darauf, Akhanli auf keinen Fall schnell an die Türkei auszuliefern. Außerdem baten sie damals, dass Deutschland direkt in den Prüfprozess des türkischen Haftbefehls gegen Akhanli eingebunden werde.

Quelle:spiegel

Tags:


Newsticker