Braindrain in Erbil: Kurden aus dem Nordirak streben nach Wohneigentum in der Türkei
Laut offiziellen türkischen Statistiken wurden in den ersten acht Monaten dieses Jahres insgesamt 14 000 Häuser oder Apartments an Ausländer verkauft. Das ist fast ein Viertel mehr an verkauften Immobilien als in der gleichen Vorjahresperiode 2014.
Investitionen in den türkischen Immobilienmarkt sind für Ausländer deshalb interessant, weil sie dem Investor eine Aufenthaltserlaubnis in der Republik ermöglichen.
In der Autonomen Kurdenregion von Irak kam es mit dem Einmarsch des selbsternannten „Islamischen Staates“ in Mosul und Angriffen auf kurdische Einflussgebiete zu einem seit mehr als einem Jahr anhaltenden Exodus von kurdischen Bürgern, vor allem Jugendlichen, schrieb Rudaw. Die Abwanderungsbewegung stehe zudem nicht zuletzt auch in direktem Zusammenhang mit der Nicht-Anerkennung eines kurdischen Haushaltsbudgets durch die irakische Zentralregierung in Bagdad.
Aus der eminenten Befürchtung heraus, dass ein anhaltender Exodus in die Türkei zu einem nicht kompensierbaren Brain-Drain führen könnte, forderte der Präsident der Kurdenregion, Masoud Barzani, junge Kurden auf, nicht mehr in großer Anzahl ins Ausland zu migrieren. Er sagte:
„Ich rufe die Jugend der Kurdenregion auf, in ihrem Heimatland zu bleiben. Die Krise ist schwer, aber sie kann auch gelöst werden.“
Bilal Kuzal, ein Bauingenieur aus der Türkei, erklärte, dass Eigentumswohnungen oder -häuser in der Türkei günstig seien und daher viele Menschen aus dem Nahen Osten anlocken würden. Wörtlich sagte er:
„Die Menschen der Region besuchen oft die Türkei als Touristen. Das führt dazu, dass viele laut über den Erwerb von Eigentum in der Türkei nachdenken.“
Zudem gilt die Türkei als vergleichsweise sicher und modern. In der Türkei gibt es für junge Bürger zahlreiche Optionen zur Entfaltung, die von akademischen Weiterbildungsformaten bis zu einer breit gestreuten Wirtschaftslandschaft reichen.
Rudaw steht der sogenannten Demokratischen Partei Kurdistans und damit dem Ministerpräsidenten der Kurdenregion Necirvan Berzani nahe.