Erschienen war dieser Artikel kurz vor dem Treffen des russischen Verteidigungsministers Sergej Schojgu mit seiner indischen Amtskollegin Nirmala Sitaraman beim Verteidigungsministergipfel der ASEAN-Mitgliedsländer. Die Kollegen erwähnten den Bericht mit keiner Silbe.
Später meldete Moskau, die Arbeit am gemeinsamen Projekt gehe planmäßig weiter, der entsprechende Vertrag sei gar schon vorbereitet und warte auf die Zustimmung in Neu-Delhi. Ist die Meldung des US-Blatts also nur ein Fake?
Dass die Zeitschrift aus den USA den Geheimbericht der indischen Luftwaffe, auf den sie sich bezieht, einfach ausgedacht haben könnte, sei sicherlich denkbar, schreibt die „Nesawissimaja Gaseta“. „Im harten Kampf um die Waffenmärkte der Welt ist so etwas gar keine Seltenheit – zumal es um einen derart zukunftsträchtigen Markt wie den indischen geht.“
Bislang dominiert dort Russland: In den letzten knapp 60 Jahren hat Moskau Waffen im Wert von über 65 Milliarden Dollar an Neu-Delhi geliefert. Zeitweise gingen bis zu 42 Prozent aller russischen Waffenexporte nach Indien. Von Amerikanern war auf jenem Markt keine Spur – heute ist Washington der zweitgrößte Waffenlieferant auf dem Subkontinent. Das indische Kampfjet-Programm – mit zehn Milliarden Dollar ausgestattet – wäre ein weiterer Leckerbissen, sollten die Amerikaner es schaffen, den russischen Konkurrenten Su-57 auszuschalten.
Denkbar ist aber auch, wie die Zeitung schreibt, dass die Veröffentlichung im US-Magazin durchaus im Interesse Indiens sei. Denn bei großen Waffendeals setzt Neu-Delhi eine wichtige Bedingung an: Indien bekommt kein fertiges Produkt, sondern die Blaupausen, um es dann in der heimischen Industrie selbst zu produzieren. So hatte Delhi noch im Frühjahr dieses Jahres von Moskau gefordert, alle Technologien des russischen Jets herauszugeben.
Der Artikel bei „Defense News“ könnte also Signal sein: Gibt Moskau sein Know-how nicht preis, baut Delhi seinen Zukunftsjet mit wem anders. Mit wem, ist ohnehin klar: Kurz zuvor hatte der US-Verteidigungsminister James Mattis erklärt, die USA seien bereite, einige ihrer „modernsten Militärtechnologien“ zu teilen.
Würde Russland jetzt einen 10-Milliarden-Dollar-Auftrag verlieren, wäre es zweifelsohne ein derber Rückschlag. Eins kann man aus dem Vorgang jedoch mit Sicherheit schließen: Wäre die Su-57 wirklich ein schlechter Jet, würde die große Politik sich mit ihr wahrscheinlich nicht befassen.
Quelle:sputnik.de
Tags: