Startup will Bitcoins Stromproblem lösen

  28 November 2017    Gelesen: 1168
Startup will Bitcoins Stromproblem lösen
Bezahlen mit Bitcoin soll bald Alltag werden. Doch jede Transaktion benötigt so viel Strom, wie ein Haushalt in Wochen verbraucht. Ein Startup in Österreich präsentiert nun einen Weg, seine Krypto-Minen günstig und CO2-neutral zu betreiben.
Von außen ist es dem kleinen, weißverputzten Häuschen mit der hölzernen Tür nicht anzusehen, doch hier in Schönberg im malerischen Kamptal in Niederösterreich wird an der Lösung des wohl derzeit größten Problems von Kryptowährungen wie Bitcoin gearbeit. Im dem kleinen Bau am Ufer des Flüsschens Kamp befindet sich nicht nur eines von Tausenden Wasserkraftwerken in Österreich, sondern auch eine Bitcoin-Mine des Startups Hydrominer. Hunderte Prozessoren in Regalen direkt neben den Generatoren arbeiten rund um die Uhr an der Verifizierung von Transaktionen und erzeugen dadurch gleichzeitig neue Bitcoin - CO2-frei mit Wasserkraft.

Nachhaltige, kostengünstige Stromquellen zu erschließen, wird vor allem im Fall von Bitcoin immer wichtiger. Denn während der Kurs der Kryptowährung in die Höhe schießt und sich inzwischen der 10.000-Dollar-Marke annähert, ist auch der Stromverbrauch explodiert. Schätzungen zufolge benötigt der Bezahlvorgang mit der Währung inzwischen so viel Strom, wie ein durchschnittlicher deutscher Haushalt in mehreren Wochen verbraucht. Zusammen verbrauchen die Computer, die rund um die Welt Bitcoin-Transfers verarbeiten und neue Coins schaffen, täglich mehr Strom als ganz Irland.

Und der Stromverbrauch wird weiter steigen, denn das Prinzip von Bitcoin beruht darauf, dass der Umfang der Rechenoperationen immer weiter zunimmt. Aufgrund des hohen Stromkonsums ist das Mining von Bitcoin und vielen anderen Kryptowährungen am Privatrechner mit Strom etwa aus deutschen Steckdosen trotz der explodierenden Kurse schon lange nicht mehr profitabel. Die meisten Bitcoin-Minen stehen heute in China an Standorten, die besonders günstigen, meist aus Kohle erzeugten Strom bieten . Der Analyst Alex de Vries hat sich die Daten eines dieser riesigen Rechenzentren in der Inneren Mongolei angeschaut und ausgerechnet, dass es pro Bitcoin-Transaktion bis zu 13 Tonnen CO2-Ausstoß verursacht.

Rechenzentrentren in Containern

In den österreichischen Bergen hat Hydrominer laut Mitgründerin Nadine Damblon eine billige und saubere Alternative zum dreckigen Kohlestrom aus der Inneren Mongolei gefunden. Das kleine, schon in die Jahre gekommene Kraftwerk in Schönberg soll nur der Anfang sein. "In Österreich gibt es über 3000 Wasserkraftwerke", erzählt Damblon. "und viele davon stehen still." Denn in den ersten zehn Jahren werden Wasserkraftwerke in Österreich durch einen staatlich festgelegten Abnahmepreis gefördert. Danach bekommen sie aber nur noch den allgemeinen Großhandelspreis, zu dem sich der Betrieb oft gar nicht mehr lohnt. "Wir bieten den Betreibern etwa 4,5 Cent pro Kilowattstunde", sagt Damblon. Das ist mehr als die zwei oder drei Cent Großhandelspreis, aber andererseits deutlich weniger als die rund 20 Cent, die Endverbraucher in Österreich für den Strom aus der Steckdose zahlen.

Diese Ersparnis erzielt Hydrominer unter anderem dadurch, dass es seine Computer direkt an den Turbinen der Wasserkraftwerke aufstellt, und so etwa die teuren Netzgebühren umgeht. Das hat den weiteren Vorteil, dass die Rechner auch mit wasserbetriebenen statt mit energiehungrigen elektrischen Klimaanlagen gekühlt werden können. Auf andere erneuerbare Energiequellen lasse sich das Konzept von Hydrominer zwar nicht übertragen, erklärt Hydrominer-Chefin Damblon, da weder Sonnen- noch Windkraft rund um die Uhr gleichmäßig Strom erzeugten, um die teure Hardware der Computerminen effizient zu nutzen.

Das kleine Kraftwerk in Schönberg und ein weiteres in Murau in der Steiermark, in dem Hydrominer schon eine Mine betreibt, sollen nur der Anfang sein. Mit mehreren Millionen Euro, die Hydrominer von Investoren eingesammelt hat, baut das Unternehmen bereits größere Minen. Da diese nicht mehr einfach in Regalen neben den Generatoren Platz finden, installiert Hydrominer die Prozessoren in Containern, die neben den Kraftwerken aufgestellt werden.

Geeignete Standorte für mehrere Dutzend solcher Rechenzentren gebe es in Österreich und auch in Süddeutschland, sagt Hydrominder-Chefin Damblon. Im Vergleich zum gesamten Strombedarf der Kryptowährungen ist das immer noch wenig. Doch Damblon hat bereits größere Expansionspläne. Ungenutzte Wasserkraft gebe es aber noch in vielen anderen Ländern, etwa in Georgien oder Kanada.

Quelle: n-tv.de

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