Ausländische Investoren auf Einkaufstour

  27 Dezember 2017    Gelesen: 427
Ausländische Investoren auf Einkaufstour
Auch in diesem Jahr setzen ausländische Investoren verstärkt auf Übernahmen deutscher Unternehmen. Die neuesten Zahlen kratzen an den Rekordwerten aus dem Vorjahr - das Finanzvolumen fällt durch einige Megadeals sogar deutlich höher aus.
Deutsche Unternehmen sind einer Studie zufolge auch 2017 bei ausländischen Investoren beliebt gewesen. Nach Angaben der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC gab es fast so viele Übernahmen und Fusionen wie im vorangegangenen Rekordjahr. Das Volumen fiel wegen einiger Megadeals sogar größer aus als 2016, wie aus der Analyse hervorgeht.

Demnach gab es bis Mitte November 709 Deals mit ausländischer Beteiligung. Für das Gesamtjahr rechnet PwC mit rund 870 Transaktionen. Damit würde die Bestmarke von 883 Deals aus dem Vorjahr knapp verfehlt. Die meisten Käufer kamen den Angaben zufolge bis Mitte November aus den USA mit 158 angekündigten Transaktionen. Auf dem zweiten Platz landete die Schweiz (80 Deals), gefolgt von den Briten (72). Die meisten Übernahmen gab es wie schon 2016 im Bereich Industrielle Produktion (24 Prozent), gefolgt von Handel & Konsumgüter (18 Prozent) sowie Technologie (16 Prozent).

Das Volumen der Transaktionen stieg der Studie zufolge bis Mitte November deutlich auf 99,8 Milliarden Euro nach 38,5 Milliarden im Vorjahreszeitraum. Ein Grund waren Megadeals wie die Fusion des Gase-Spezialisten Linde mit dem US-Konkurrenten Praxair sowie die Zusammenlegung der Siemens-Zugsparte mit dem französischen Hersteller Alstom.

Übernahmen durch PEG auf Rekordhoch
Auch die Unternehmensberatung Ernst & Young hat sich in einer Studie dem Kauf deutscher Unternehmen gewidmet und dabei einen Fokus auf die Übernahmen durch Private-Equity-Gesellschaften (PEG) gelegt. Im Jahr 2017 zählte EY insgesamt zählte 210 Übernahmen durch solche Kapitalbeteiligungsgesellschaften, 20 mehr als 2016. Das Transaktionsvolumen blieb hier allerdings mit 19,1 Milliarden Euro um rund zehn Prozent hinter dem Vorjahreswert von 20,8 Milliarden zurück, wie EY in Stuttgart berichtete.

EY-Fusionsexperte Alexander Kron glaubt, dass die Finanzinvestoren 2018 so weitermachen werden. Dann dürften sie unter anderem um Firmen wie den Zählerableser Techem und den Teleshopping-Sender "HSE24" buhlen. "Für das kommende Jahr sind einige große Transaktionen in der Pipeline, zudem bleiben die konjunkturellen Aussichten gut - somit könnte 2018 erneut ein Rekordjahr werden."

Am meisten Geld legten Private-Equity-Fonds in Deutschland für Stada hin - 5,2 Milliarden Euro. Bain Capital und Cinven gewannen die Bieterschlacht um den Pharmakonzern aus Bad Vilbel bei Frankfurt. Dass sich Finanzinvestoren inzwischen auch an so große, börsennotierte Unternehmen heranwagten, zeige ihr Selbstvertrauen, sagt Kron. Es zeige aber auch den Druck, dem sie unterliegen, nachdem ihnen Investoren angesichts niedriger Zinsen Milliarden für neue Übernahme-Fonds anvertraut haben.

Nachholbedarf sieht Kron in der IT- und Technologie-Branche. Dort fehle europäischen Investoren im Vergleich zu den Rivalen aus den USA und China oft das nötige Wissen. "Letztlich geht es darum, Werte in den Unternehmen zu schaffen, die sie auch für strategische Investoren oder für einen Börsengang spannend machen", sagt der EY-Experte.

n-tv.de

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