Diese Geschichte habe zwei Komponenten: Die erste hänge mit der Spezifik des nordkoreanischen Regimes zusammen. Dieses sei sehr personifiziert und nicht normgerecht. Das Draufgängertum von Kim Jong-un sei beeindruckend: „Dabei geben die meisten Beobachter zu, dass der nordkoreanische Herrscher ein sehr berechnender Spieler ist, der begreift, was und wozu er tut.“
„Es gibt aber auch eine andere Seite. Die Nordkorea-Krise ist ein charakteristisches Beispiel dafür, was kommt, wenn es dem internationalen System an einer Balance mangelt, während alle maßgeblichen Akteure mit ihren eigenen Problemen beschäftigt und nicht daran interessiert sind, komplizierte Knoten zu lösen“, so Lukjanow.
Kim halte an seinem Kurs fest, denn er wisse, dass es keinen einheitlichen Nordkorea-Ansatz bei den Großmächten geben werde: „Zwar bestreitet niemand die Notwendigkeit, die Nonproliferation aufrechtzuerhalten, doch praktisch alle haben auch andere, eigene, Ziele und Prioritäten.“
Lukjanow postuliert, das Jahr 2017 habe endgültig einen Wandel jener internationalen Verhaltensmuster demonstriert, die in den letzten drei Jahrzehnten als Axiom galten. Besonders deutlich komme dieser Wandel bei den Vereinigten Staaten zum Vorschein.
„Amerika verzichtet zwar nicht auf seine Spitzenposition, beansprucht aber keine ‚globale Führung‘ mehr. Das beeinflusst alle. Andere Akteure bekommen dadurch neue Möglichkeiten, werden aber auch verwirrt. Denn für allzu viele wurde die US-Dominanz zu einem natürlichen Zustand und zu einem Ausgangspunkt, um ein eigenes Verhalten auszuarbeiten. Und es ist nicht ganz klar, was man tun soll, wenn der Hegemon einem den Rücken zukehrt“, so der Kommentar.
„Die Strategie Nordkoreas, das sich immer nur an sich selbst orientierte und einen Kurs auf Autarkie in Kombination mit Autismus bevorzugte, erweist sich in dieser Hinsicht als besser geeignet für die neuen Verhältnisse. Ein überraschendes Ergebnis“, schreibt Lukjanow zum Schluss.
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