Zwei Weltpremieren von Carthago
Wie etwa der Premium-Hersteller Carthago. Für das Unternehmen aus Aulendorf ist die Stuttgarter Messe ein Heimspiel, weshalb die Oberschwaben hier gleich die Weltpremiere einer neuen Baureihe feiern wollen und noch fieberhaft am "Liner for two 53" als Startexemplar arbeiten. Im hochpreisigen Integrierten-Segment jenseits der 100.000 Euro repräsentiert das Reisemobil einen sich langsam verfestigenden Trend: Wohnmobiler Luxus im Großformat. Der Carthago ist 7,83 Meter lang, speziell ausgelegt für die Fahrt zu Zweit und im Heck mit einer großen Rundum-Sitzgruppe ausgestattet.
Das klingt im ersten Moment widersinnig. Aber die Sofa-Landschaft im hinteren Fahrzeugteil begeistert nicht nur freundliche Wohnmobil-Besitzer, die gerne mal ein paar Gäste einladen. Das großzügige Raumgefühl dort wird auch bei einem gemütlichen Fernsehabend vor dem großen 40-Zoll-Bildschirm geschätzt. Und nicht zuletzt spielen die erhöhte Sitzposition und der Panorama-Ausblick rundum eine entscheidende Rolle. Zumal man in einer rollenden Luxusherberge dieses Ausmaßes auch nicht auf eine Heckgarage oder dank patenter Hubbett-Lösungen auf bequem zugängliche Einzelkojen im Bug verzichten muss.
Edelhersteller Concorde präsentiert im neuen Carver-Grundriss 791 RL, ein ebenfalls rund acht Meter langer Integrierter, fast die gleiche Innenarchitektur. Hymer und Dethleffs haben solchen Luxusliner für zwei Personen schon länger im Programm. Allein schon wegen des hohen Preisniveaus stößt die Ausprägung dieser Entwicklung in reinen Stückzahlen allerdings an Grenzen. Mit dem nach wie vor großen Trend zu preisgünstigen, kompakten Kastenwagen kann sie nicht annähernd mithalten.
Caravaning Utility Vehicle?
Wenn der Caravaning Industrie Verband (CIVD) wie immer auf der CMT seine Jahresbilanz zieht und für 2017 das siebte Rekordjahr in Folge verkünden wird, in dem erstmals sogar die 40.000er-Marke bei den Reisemobil-Zulassungen geknackt werden dürfte, geht der Löwenanteil auf das Konto dieser Gattung, die mit unterschiedlichen Bezeichnungen wie Wohn-Van, Camper-Van oder gar CUV (Caravaning Utility Vehicle) einen Wettstreit um einen klangvolleren Oberbegriff losgetreten hat.
Knaus wird im Stuttgart einen neuen Boxstar-Grundriss zeigen. Pössl, der Marktführer bei den ausgebauten Kastenwagen, bringt zwar nur die Neuheiten des Düsseldorfer Caravan-Salons wie den Summit 600 Plus mit ins Schwabenland. Die dürften eine preissensible Kundschaft aber ebenso anlocken wie die ebenfalls noch taufrischen Exponate der Billigmarken Carado, Sunlight und Sun-Living, Letztere erstmals als eigenständiger Ableger der slowenischen Marke Adria.
Dieselgate spielt Franzosen in die Karten
Zwar bleibt der Fiat Ducato nicht nur bei den Kastenwagen das mit großem Abstand dominierende Basisfahrzeug der Branche, dennoch fällt auf, dass immer mehr Hersteller auch auf den Citroen Jumper als Antriebsalternative setzen. Das kommt nicht von ungefähr. Denn die Diesel-Affäre und die Diskussion um Fahrverbote hat auch bei den Reisemobilisten für Verunsicherung gesorgt. Und da im Gegensatz zu dem ansonsten baugleichen italienischen Produkt der Jumper mit optimaler Abgasreinigung, sprich SCR-Kat und AdBlue-Harnstofflösung, ausgestattet ist, bevorzugen manche Kunden nun ganz bewusst den französischen Wettbewerber. Fiat versucht mit dem jetzt verfügbaren Allradantrieb etwas dagegen zu setzen, und dürfte damit, freilich auf andere Art und Weise, wieder an Attraktivität gewinnen.
Um den VW Crafter, der vor Jahresfrist auf der CMT seine Weltpremiere als Reisemobil erlebte, ist es diesmal etwas ruhiger. Knaus und Westfalia werden zwar ihre bereits bekannten VW-Ausbauten mit dabei haben. Als einzige Neuheiten in Verbindung mit dem aktuell modernsten Basisfahrzeug zeigt allerdings nur Crafter-Spezialist HRZ Reisemobile den Florida Tango, der als erster Kastenwagen unter sechs Metern Gesamtlänge über Längsbetten und eine separate Essmöglichkeit verfügt.
X-Klasse für Abenteuerreisende
Auf den neuen Mercedes Sprinter, der technisch mit dem Crafter gleichziehen dürfte, müssen Reisemobil-Fans noch warten. Daimler hält auf der CMT allerdings ein Schmankerl für echte Abenteurer parat: die X-Klasse, den ersten Pick-up der Firmengeschichte als Reisemobilbasis. Am firmeneigenen Stand werden gleich zwei neue Konzepte vorgestellt: eine Absetzkabine von Aufbauhersteller Tischer, dem Spezialisten für diese variable Lösung, und ein Umbaukonzept von VanEssa Mobilcamping mit einer integrierten Systemküche.
Dabei bietet ein 250-Kilo-Schwerlastauszug mit Kühlbox, Koch- und Spülmöglichkeit auch noch ausreichend Platz für Geschirr und Vorräte. Ein zweiter Auszug bleibt zur individuellen Verfügung. Der Laderaum wird mit einer Klappe aus Teakholz in Yacht-Deck-Optik geschützt. Diese wasserfeste Abdeckung ist besonders stabil und belastbar und lässt sich um 45 Grad aufstellen.
Eine dritte, nicht minder interessante Lösung ist bei Aufbauhersteller Karlheinz Wanner zu sehen: die erste Monocoque-Kabine für die X-Klasse. Silverdream Pick-up heißt die gut vier Meter lange und 2,20 Meter breite Kabine, die nahtlos aus Glasfaser-Kunststoff (GfK) mit einer Polyurethan-Schaum-Isolierung (PU) gefertigt wird. Längsbetten im Alkoven mit üppigen Ausmaßen von 2,00 Meter mal 1,70 Meter versprechen bequemen Schlafkomfort. Insgesamt ist das Fahrzeug knapp sechs Meter lang und wird als 3,5-Tonner auf den Markt kommen.
E-Mobile von Dethlefs
Natürlich werden auch die spektakulären Dethleffs-Studien, das rein elektrisch fahrende E-Home als Reisemobil von morgen und der Leichtbau-Caravan Coco, die beide beim Caravan-Salon für Furore gesorgt haben, in Stuttgart noch einmal zu sehen sein.
Die CMT hat also wieder viel Neues zu bieten und legt auch quantitativ mächtig zu. Die neue Paul-Horn-Halle (Halle 10) beherbergt zwar die Tochtermessen für Fahrrad, Wandern und Schiffsreisen. Sie geben aber ihren angestammten Platz für die Reisemobile, Caravans und Zubehör frei, so dass der Caravaning-Teil sich um 10.000 Quadratmeter vergrößert und nunmehr insgesamt sechs Hallen umfasst. Passend zum 50-jährigen Jubiläum sprengt die Stuttgarter Freizeitmesse damit alle Rekorde, präsentiert sich auf einer Gesamtfläche von 120.000 Quadratmetern so groß wie nie zuvor seit dem Gründungsjahr 1968 und könnte auch bei den Besucherzahlen den bisherigen Bestwert von rund 240.000 Menschen überbieten.
Quelle: n-tv.de
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